Ein Verbot des Gen-Maises MON 810 wissenschaftlich geboten und rechtlich möglich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Online-Netzwerk Campact, der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) präsentiert haben. Die Organisationen forderten Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner auf, den Gen-Mais noch vor der Aussaat Mitte April zu verbieten. Der Ministerin liegt inzwischen auch der von Monsanto angeforderte Monitoring-Bericht über mögliche Umweltrisiken beim Anbau von MON 810 vor. Nun will sie alle Unterlagen prüfen.
„Seit dem Jahr 2007, als in Deutschland zuletzt über ein Anbauverbot von MON810 diskutiert wurde, haben sich weitere konkrete Hinweise auf eine Gefährdung von Mensch und Umwelt durch den Gen-Mais ergeben“, erläuterte der unabhängige Gentechnikexperte Dr. Christoph Then, der gemeinsam mit Rechtsanwältin Katrin Brockmann die Studie erstellte. Das Papier listet aktuelle Forschungsarbeiten zur Gefährdung von Bienen, nützlichen Insekten und Gewässer-Ökosystemen sowie zur Auslösung von Immunkrankheiten auf. „Die bisher praktizierten Ansätze der Risikobewertung greifen zu kurz: Es gibt erhebliche Lücken bei der Einstufung der Risiken des Insektengifts, das in den Mais-Pflanzen gebildet wird“, argumentierte Then. Deshalb sei es aus Gründen des Vorsorgeprinzips, das im deutschen und europäischen Gentechnikrecht verankert ist, erforderlich, das Inverkehrbringen von MON 810 zu untersagen.
Landwirtschaftsministerin Aigner hatte bei einer Demonstration von Campact am letzten Wochenende bereits zugesagt, sie wolle alle Wege prüfen, die zu einem Verbot von MON810 führen könnten – auch ob neue wissenschaftliche Risiken vorliegen würden, die ein solches Verbot begründeten, schaue sie sich an.
Prüfen kann die Ministerin jetzt auch den noch von ihrem Vorgänger Horst Seehofer angeordneten Monitoringbericht des Saatgutkonzerns Monsanto. Der Konzern hatte die Unterlagen Ende März eingereicht. Doch schon den erste im Herbst 2007 vorgelegten Monitoringbericht fand das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ausreichend für eine weitere Genehmigung. Ob die gleichen beamteten Gentechnikbefürworter nun zu einem anderen Ergebnis kommen, erscheint fraglich. Doch der Druck auf die Ministerin steigt. Auf der letzten Agrarministerkonferenz forderten Brandenburg und Saarland, den Gen-Maisanbau zu verbieten. Die hessische Landwirtschaftsministerin sprach sich gegen Patente auf Tiere und Pflanzen aus.