Runder Tisch: Schavan wirbt für grüne Gentechnik

Mit Runder-Tisch-Gesprächen versucht Bundesforschungsministerin Annette Schavan, Werbung für die grüne Gentechnik zu machen. Zur ersten dieser als „Dialog“ titulierten Veranstaltungen lud die Ministerin – bei 30 Teilnehmern – gerade einmal sechs Gentechnikkritiker ein, zu einer „ fairen und verantwortungsbewussten Debatte.“ Die brachte keine konkreten Ergebnisse: „Alle Beteiligten sind sich ihrer Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt wie auch für das Wohlergehen nachfolgender Generationen bewusst“, teilte Schavan als Fazit des Treffens mit und lobte anschließend die Chancen der Gentechnik.

Ihre positive Haltung zur grünen Gentechnik machte die Ministerin zuletzt in einem Gastkommentar für die Financial Times Deutschland deutlich. Darin forderte sie zum wiederholten Male, die Chancen der Gentechnik zu nutzen: „Mit traditionellen Methoden allein wird sich selbst ein moderates Ziel wie der stabile Ertrag bei sich verändernden Umweltbedingungen nicht sichern lassen.“ Probleme sieht sie nicht: „Bis heute gibt es keine wissenschaftlichen Belege für gesundheitliche oder ökologische Schäden durch die grüne Gentechnik.“ Mit dieser Position liegt die Ministerin auf einer Linie mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Die beiden Organisationen forderten in einem Memorandum bessere Bedingungen für die Gentechnik-Forschung in Deutschland und einen klaren politischen Kurs zugunsten der grünen Gentechnik

Die Webseite des Bundesforschungsministeriums zum Runden Tisch Pflanzengenetik liest sich wie eine Werbebroschüre von Monsanto: Mehr Erträge, weniger Pestizide, bessere Lebensmittel und alles ist vollkommen sicher. Dazu kommen noch Unwahrheiten, etwa, der Anbau von genmanipulierten Pharma-Pflanzen „ist im freien Feld nicht vorgesehen“. Letzte Woche pflanzte die Uni Rostock Pharmaknollen auf einen Versuchsacker.

Von den Umwelt- und Bioverbänden kam herbe Kritik an der Veranstaltung: Eine extrem einseitige Veranstaltung sei das gewesen, bilanzierte für den Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft BÖLW dessen Vorsitzender, Felix Prinz zu Löwenstein. So habe das Thema Welternährung einen Schwerpunkt gebildet, ohne dass ein Vertreter einer Entwicklungshilfeorganisation eingeladen gewesen sei. Für Bioland-Präsident Thomas Dosch zeigt die Zusammensetzung der Eingeladenen, „dass Forschungsministerin Schavan kein Interesse an der von ihr angemahnten Wertedebatte hat, sondern auf ein blindes ‚Weiter so‘ setzt.“

Es gab übrigens schon einmal einen Runden Tisch. Die damalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast hatte 2002 zu einem Diskurs Grüne Gentechnik geladen. Dessen Referate und Diskussionen sind immer noch lesenswert.