Genmanipulierte Apfelbäume abgeschnitten

Unbekannte haben am Pfingstmontag 274 Apfelbäume in der Anlage des Julius-Kühn-Instituts in Dresden-Pillnitz zerstört. Das dortige bundeseigene Institut für Züchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst arbeitete seit Jahren an gentechnisch veränderten Äpfeln. Bereits 2003 wollten die Forscher ihre manipulierten Apfelbäume im Freiland anpflanzen. Sie scheiterten damals am Widerstand und öffentlichen Protest. Seither wuchsen die Bäume in Freiland-Käfigen heran. Das sind Gewächshäuser, bei denen ein feines, angeblich insektensicheres Gazegeflecht die Scheiben ersetzt.

Gegen diese staatlich finanzierte Gentechnik-Forschung im Obstbau hatten sich zahlreiche Verbände engagiert, darunter der Pomologen-Verein. Im Sommer 2008 verabschiedeten sie im Rahmen einer Tagung die Pillnitzer Erklärung. Darin forderten die Organisationen: „Es darf nicht zugelassen werden, dass mit dem Obst eine neue Pflanzengruppe dem Zugriff der Gentechnik ausgesetzt wird. Die Züchtungsziele im Obstbau sind auch mit klassischen Methoden – ohne die Risiken und Nebenwirkungen der Gentechnik – erreichbar.“
Diese Forderung hat nun anscheinend eine „Aktion Obelix“ umgesetzt. Auf Indymedia heißt es unter dem Titel „Dresden ist gentechnikfrei“: „Nun wollen und werden wir nicht bis zum St. Nimmerleinstag darauf warten, dass sich solche Einsicht auch in den Führungsschichten dieser Welt durchsetzt. Wer Veränderung will muss sie auch herbei führen.“

Die sächsischen Grünen und der Anbauverband Gäa distanzierten sich von der Aktion. „Die Zerstörung fremden Eigentums darf generell nicht toleriert werden, ganz gleich welche Motive dahinter stehen“ sagte Gäa Vorsitzende Kornelie Blumenschein. „Wir fühlen uns aber auch im höchsten Maße betroffen über den unakzeptierbaren Angriff unseres Staatsministers für Landwirtschaft und Umwelt in der Presse gegenüber allen, die sich nicht für, oder gar gegen Agrogentechnik in der Land- und Lebensmittelwirtschaft aussprechen“, fügte Blumenschein hinzu. Der sächsische Umweltminister Frank Kupfer hatte die Zerstörung der Apfelbäume so kommentiert: „Hoffentlich sind die selbsternannten Retter von Mensch und Umwelt zu Fuß nach Pillnitz gelaufen, waren mit einem Fell bekleidet und haben die 270 Bäume mit dem Faustkeil abgehakt. Das ist nämlich die Konsequenz aus Fortschrittsfeindlichkeit. Hätte die Menschheit niemals Neues gewagt, dann würden wir heute noch wie Affen auf dem Bäumen herumturnen.“ Das Ministerium bezifferte den entstandenen Schaden mit rund 700.000 Euro.

Zerstört wurde kurz vor Pfingsten auch ein Feld des Saatgutkonzerns KWS mit genmanipulierten Zuckerrüben bei Magdeburg. Allerdings hat die KWS nach eigenen Angaben neue Gen-Rüben angepflanzt. Bekannt wurde der Vorgang erst durch eine Meldung der örtlichen Polizei. Gänzlich unberichtet blieb, dass Mitte Mai Feldbefreier den Gen-Gersteversuch der Uni Gießen in Groß-Lüsewitz bei Rostock besucht hatten. Lediglich im Standortregister findet sich ein kleiner Hinweis: „Änderungsmitteilung v. 19.05.2009: Neuaussaat auf Grund von Zerstörung durch Fremdeinwirkung.“

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