Streit um Antibiotikaresistenz-Gene

Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA hält Antibiotikaresistenz-Markergenen (ARMG) in gentechnisch veränderten (GV) Pflanzen für unbedenklich. Allerdings teilen nicht alle EFSA-Experten diese Einschätzung. Zwei Wissenschaftler warnen vor unkalkulierbaren Folgen.

Die meisten heute angebauten GV-Pflanzen enthalten ARMG. Diese Gene dienen dazu, den Erfolg der gentechnischen Veränderung in den manipulierten Zellen nachzuweisen. Wachsen die Zellen auf einem mit dem jeweiligen Antibiotikum getränkten Nährboden, war die Operation erfolgreich. Gentechnik-Kritiker befürchten, dass diese Resistenzgene bei einem Anbau auf Bodenbakterien übergehen und damit langfristig in die Nahrungskette und zum Menschen gelangen könnten.
Die EFSA hält dieses Risiko eines horizontalen Gentransfers für sehr gering und argumentiert, dass solche Resistenzen sowieso schon in Bodenbakterien vorkämen. In einem gemeinsamen Gutachten kamen die beiden für genetisch verändert Organismen sowie für biologische Gefahren zuständigen Wissenschaftlergremien (GMU und BIOHAZ) zu dem Ergebnis, „dass negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt durch den Transfer der beiden Antibiotikaresistenz-Markergene nptII und aadA von gentechnisch veränderten Pflanzen auf Bakterien im Zusammenhang mit der Verwendung gentechnisch veränderter Pflanzen den derzeitigen Erkenntnissen zufolge unwahrscheinlich sind.“ Zwei hochrangige BIOHAZ-Wissenschaftler widersprachen dem aber. Sie halten die Risiken des Tranfers und eventueller Auswirkung aufgrund der vorliegenden Daten für nicht abschätzbar.
Von Bedeutung ist das EFSA-Gutachten, weil die zur Anbauzulassung anstehende GV-Kartoffel Amflora das ARMG nptII enthält, das eine Resistenz gegen das in der Medizin verwendete Antibiotika Kanamycin vermittelt. Mit Hinweis auf die damit verbundenen Risiken hatte die EU-Kommission eine Entscheidung über den Anbau bisher verschoben. Nach Ansicht des Amflora-Produzenten BASF gebe das Gutachten der gesamten EU-Kommission die abschließende wissenschaftliche Klarheit, um Amflora zuzulassen. Die Umweltorganisation Greenpeace hingegen verwies auf die Bedeutungder beiden Minderheitenvoten. „Die EFSA ist das erste Mal zu keiner einstimmigen Meinung über die Sicherheit einer Gen-Pflanze gekommen. Dass sie trotzdem erneut grünes Licht für die Amflora gegeben hat, ist fahrlässig“, warnte Gentechnik-Expertin Stephanie Töwe.