Feldbefreier sollen 100.000 Euro zahlen

Das Landgericht Magdeburg hält einen Schadensersatz von 100.000 Euro für die Zerstörung eines Genweizenfeldes für angemessen. Das Gericht verhandelt derzeit gegen sechs Feldbefreier, die im April 2008 den umstrittenen Versuch beendeten. Das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) hatte 245.000 Euro beantragt. In einem Zwischenurteil kappten die Richter den Betrag auf 100.000 Euro, die nun im Detail verhandelt werden sollen.
Am 21. April 2008 pflügten vier Frauen und zwei Männer der Initiative Gendreck weg das 2500 Quadratmeter große Genweizenfeld der IPK mit Hacken um. Sie beendeten damit einen Versuchsanbau, gegen den über 30.000 Bürger Einwendungen erhoben hatten. Das Versuchsfeld lag in unmittelbarer Nähe einer Genbank mit Hunderten alter Weizensorten, die zur Erhaltung im Freiland angebaut werden müssen und durch den Gen-Weizen hätten verunreinigt werden können. Dennoch ließ der damalige Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) im Dezember 2007 den Versuch genehmigen.
Nach Ansicht des Gerichts handelten die sechs Feldbefreier rechtswidrig. Allerdings taten sie das öffentlich, so dass es für die IPK ein Leichtes war, vor Gericht Schadensersatz zu verlangen. Weniger leicht war es, die exakte Summe des Schadens zu berechnen. Der IPK-Anwalt Horst Rehberger, früherer FDP-Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt und bekennender Gentechnikfan, bezifferte den Schaden auf 245.000 Euro. Das Gericht hielt einen Teil von Rehbergers Berechnung jedoch für „nicht schlüssig“ und strich deshalb die Forderungen zusammen. Nach Pressemeldungen wollte Rehberger den Feldbefreiern sogar Auslagen für die Fahrbereitschaft des Instituts oder für Überwachungskameras in Rechnung stellen.
Uwe Schrader, FDP-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Gentechnik-Lobbyvereins Innoplanta, wertete den Richterspruch dennoch als Entscheidung, die der Forschung den Rücken stärken werde. Denn bisher bewegten sich verhandelte Schadensersatzsummen bei öffentlichen Feldbefreiungen in der Größenordnung weniger Tausend Euro. Dieses Mal ist es deutlich mehr und die Summen könnten noch weiter steigen. Nach der Zerstörung eines Versuchs mit genmanipulierten Äpfeln bezifferte das betroffene Institut den Schaden auf mindestens 700.000 Euro.

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