Der Anbau genmanipulierter Baumwolle hat den Pestizidverbrauch nicht verringert, die Ernten nicht gesteigert und den Kleinbauern nicht geholfen. Dieses Fazit zieht der Wissenschaftler Dominic Glover von der Universität im britischen Sussex. Er hat für seine Übersichtsarbeit zahlreiche Studien ausgewertet, die in anerkannten, so genannten peer-reviewed Fachzeitschriften erschienen sind.
„Die weit verbreiteten Versicherungen, dass gentechnisch veränderte Pflanzen den Armen nutzen würden, ist wissenschaftlich kaum belegt“, schreibt der Entwicklungsexperte. Die vorliegenden Studien seien widersprüchlich. Glover führt dies darauf zurück, dass die gemessenen Faktoren wie Ernteertrag oder Pestizideinsatz von zahlreichen Faktoren mitbestimmt werden. „Die Einflüsse der Gentechnik hängen viel stärker vom sozio-ökonomischen Kontext, den institutionellen Rahmenbedingungen und landwirtschaftlichen Faktoren ab als von der Performance einer einzelnen transgenen Eigenschaft.“ Auch nütze es wenig, einer Pflanze ein zwei neue Gene hinzuzufügen, wenn sie nicht gut an die jeweilige regionale Landwirtschaft angepasst ist. Zwar hätten einige Bauern vom Anbau transgener Sorten profitiert, schreibt Glover, doch andere, insbesondere Kleinbauern ohne Zugang zu Ressourcen wie Bewässerung oder Krediten, hätten keinen Nutzen gehabt.
Dass sich trotzdem das „Märchen von der Hilfe für die Armen“ hält, erklärt der durchaus nicht gentechnikfeindliche Wissenschaftler so: „Ermutigende Resultate wurden hochgejubelt, negative oder unentschiedene Ergebnisse kleingeredet.“ Die Studien über die Auswirkungen hätten sich auf die positiv klingende Durchschnittswerte bezogen und die großen Unterschiede zwischen einzelnen Betrieben, Regionen und Jahreszeiten vernachlässigt. „Diese selektive und irreführende Interpretation hat die öffentliche Debatte verzerrt und die Entwicklung einer angemessenen, evidenz-basierten Politik verhindert.“