Konzerne zensieren Forscher

Wissenschaftler müssen die Gentech-Konzerne um Erlaubnis fragen, wenn sie Forschungsergebnisse über deren Gen-Pflanzen veröffentlichen wollen. Diese Praxis prangert das Wissenschaftsmagazin Scientific American in seiner aktuellen Ausgabe an und fordert: „Das muss aufhören.“

Wenn Wissenschaftler für ihre Forschungsarbeiten gentechnisch verändertes Saatgut kaufen, müssen sie eine Vereinbarung unterschreiben, die festlegt, was mit dem Saatgut alles gemacht werden darf. Üblicherweise verbieten solche Vereinbarungen die unerlaubte Nachzucht. Doch Agritech-Unternehmen wie Monsanto, Pioneer und Syngenta seien weiter gegangen, heißt es in dem Artikel. „Ein Jahrzehnt lang haben ihre Nutzungsvereinbarungen ausdrücklich verboten, das Saatgut für unabhängige Forschung einzusetzen. Unter Androhung von Klagen war es den Wissenschaftlern untersagt, zu testen, unter welchen unterschiedlichen Bedingungen die Saat gut gedieh oder floppte. Sie durften das Saatgut unterschiedlicher Unternehmen nicht miteinander vergleichen. Vor allem aber konnten sie nicht untersuchen, ob die gentechnisch veränderten Pflanzen zu unerwünschten ökologischen Nebeneffekten führten.“
In den anerkannten Fachzeitschriften seien nur Studien veröffentlicht worden, die zuvor von den Saatgut-Herstellern überprüft wurden. „In einigen Fällen wurden die Ergebnisse von Experimenten, die das interne Plazet des Saatgut-Unternehmens hatten, später nicht veröffentlicht. Sie waren nicht schmeichelhaft genug.“ Als Kronzeugen zitiert Scientific American den Insektenforscher Elson J. Shields von der Cornell Univerität. Der Professor ist Sprecher einer Gruppe von 24 Wissenschaftlern, die sich mit Getreide-Schädlingen befassen. Sie haben in einem Schreiben an die US-Umweltbehörde EPA die Gängelung durch die Konzerne und die Bevorzugung gentechnikfreundlicher Wissenschaftler angegriffen. „Der eingeschränkte Zugang zu Saatgut führt dazu, dass viele kritische Fragen zu dieser Technologie nicht unabhängig und legal erforscht werden können“, lautet ihr Fazit.
Das Magazin kommentiert, es sei gefährlich, wenn Wissenschaftler nicht mehr kritisch untersuchen können, was als Pflanze auf weiten Flächen des Landes angebaut wird und als Lebensmittel auf den Tisch kommt. Deshalb müssten die Konzerne umgehend diese Einschränkung aufheben. Da die Autoren daran scheinbar selbst nicht glauben, fordern sie parallel dazu die Behörden zum Handeln auf. Neues Gentech-Saatgut dürfe erst zugelassen werden, wenn unabhängige Wissenschaftler ungehinderten Zugang zu allen bereits auf dem Markt befindlichen Produkten hätten.
Der Beitrag in Scientific American beschreibt Zustände in den USA. Da es sich aber bei Monsanto & Co um weltweit agierende Konzerne handelt, stellt sich die Frage: Welche Nutzungsvereinbarungen haben die Wissenschaftler unterschrieben, die in Deutschland staatlich geförderte Sicherheitsforschung in Sachen grüner Gentechnik betreiben?