Der Anbau von genmanipulierten Sojabohnen, Mais und Baumwolle in den USA hat den Verbrauch an Pestiziden ansteigen lassen und zahlreiche resistente Unkräuter hervorgebracht. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht, den mehrere Umweltgruppen in den USA vorgelegt haben. Autor ist der amerikanische Agrarexperte Charles Benbrook. Er hatte bereits 2004 eine Studie zu diesem Thema verfasst. Die darin aufgezeigten Entwicklungen sind inzwischen rasant fortgeschritten.
Für die Studie Impacts of Genetically Engineered Crops on Pesticide Use: The First Thirteen Years hat Benbrook Daten des US-Landwirtschaftsministeriums ausgewertet. Er kam zu dem Ergebnis, dass durch den Anbau der Genpflanzen in diesen 13 Jahren insgesamt 383 Millionen US pound mehr an Herbiziden eingesetzt worden seien; das sind über 172.000 Tonnen. Durch den Anbau von Bt-Mais und Baumwolle seien 64 Millionen pound an Insektiziden eingespart worden. Das entspricht 29.000 Tonnent, wobei das von den Pflanzen gebildete Insektizid unberücksichtigt bleibt. Insgesamt sei der Genpflanzenanbau also für einen bisher aufgelaufenen Mehrverbrauch von 319 Millionen pound oder 143.000 Tonnen an Pestizid-Wirkstoffen in den USA verantwortlich.
Die Gründe dafür sind laut Benbrook das dramatische Anwachsen herbizid-resistenter Unkräuter sowie die schrittweise Verringerung des Pestizideinsatzes auf gentechnikfrei bewirtschafteten Feldern. Die ersten gegen den RoundUp-Wirkstoff Glyphosat resistenten Unkräuter seien 2000 aufgetaucht und hätten sich in den letzten Jahren epidemieartig ausgebreitet, schreibt Benbrook. „Heute gibt es neun oder mehr Unkräuter, die insgesamt Millionen Acre an US-Weideland befallen haben.“. 2,5 Acre entsprechen einem Hektar. Besonders betroffen seien der Süden und der Mittelwesten. Einige der befallenen Baumwollfelder seien aufgegeben worden. Um der Unkraut-Invasion Herr zu werden, würden die Bauern entweder noch mehr Glyphosat spritzen oder noch giftigere Herbizide wie Paraquat oder 2,4-D einsetzen. In den letzten beiden Jahren sei der Herbizidverbrauch besonders stark gewachsen.
Weil der erhöhte Gifteinsatz viel Geld kostet, wenden sich laut Benbrook die ersten Soja-Bauern von den Gentech-Bohnen ab. „Die Nachfrage der Farmer nach konventionellen Sojabohnen hat die Vorräte in einigen Bundesstaaten aufgebraucht. Universitäten und regionale Saatgutfirmen arbeiten daran, die Lücke zu schließen.“
In dem Vorwort zur Studie schreiben Margaret Mellon von Union of Concerned Scientists und Mark Retzloff von The Organic Center: „In ihren gegenwärtigen Werbekampagnen verspricht die Biotech-Industrie, die Probleme des Klimawandels und der Ernährungssicherheit zu lösen, genauso, wie sie einst versprochen hat, den Pestizidverbrauch der Landwirtschaft zu reduzieren. Bevor man Gen-Pflanzen als Lösung für die neuen Herausforderungen akzeptiert, sollte man nüchtern und anhand vorliegender Daten überprüfen, was aus den früheren Ankündigungen geworden ist.“