In den Maisanbaugebieten der USA macht sich ein neuer Schädling breit, der Western Bean Cutworm. Dieser „Westliche Bohnenschneider“ spielte früher im Maisfeld kaum eine Rolle. Jetzt kann er sich ausbreiten, weil der genmanipulierte Bt-Mais, der in den USA auf fast 30 Millionen Hektar angebaut wird, natürliche Gegenspieler des Bohnenschneiders vergiftet. Zu diesem Schluss kommt eine Literaturrecherche der Organisation Testbiotech im Auftrag von Greenpeace.
Darin heißt es: „Seit dem Jahr 2000 wird beobachtet, dass in den USA gentechnisch veränderter Mais, der das Bt-Insektengift Cry1Ab produziert, von einem neuen Schadinsekt, dem Western Bean Cutworm (Striacosta albicosta), befallen wird.“ Der Befall sei stärker als in Feldern mit konventionellem Mais. Die Raupe könne Ernteschäden von 30 bis 50 Prozent verursachen. 2009 sei der Schädling erstmals auch in Kanada gefunden wurden. Testbiotech zitiert sowohl Studien als auch Papiere der Gentech-Konzerne, die den Effekt des „Pest Placements“ bestätigen, bei dem ein Schädling die durch den Wegfall eines anderen entstehende ökologische Nische ausnutzt und selbst zur Plage wird.
Um den Bohnenschneider zu bekämpfen, empfehlen die Agrarkonzerne ein Arsenal von zum Teil extrem giftigen Insektiziden sowie den Anbau neuer gentechnisch veränderter Maissorten wie Herculex oder SmartStax. Sie produzieren mehrere Bt-Toxine gleichzeitig und wirken so gegen ein breiteres Spektrum von Schädlingen. Allerdings bieten beide Sorten nur einen 80 bis 90-prozentigen Schutz gegen den Bohnenschneider, schreibt Testbiotech. Die Gefahr sei groß, dass die überlebenden Raupen schnell eine Resistenz ausbilden.
Ähnliche Effekte werden übrigens seit längerem aus den indischen Baumwollregionen gemeldet. Dort hat der wachsende Einsatz von Bt-Baumwolle dazu geführt, dass bestimmte saugende Insekten wie Schmierläuse und Thripse überhand nahmen und die Gentech-Pflanzen massiv befielen.
Christoph Then von Testbiotech zieht das Fazit: „Derzeit sieht es so aus, als ob der Anbau von Bt-Pflanzen unweigerlich zu hohen Folgekosten für die Landwirtschaft und die Umwelt führt. Auf den Feldern läuft eine Art ‚Wettrüsten‘, bei der gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden, die immer noch mehr Giftstoffe produzieren, während parallel der Einsatz von Spritzmitteln steigt.“