Agrar-Biotechnologie: Hochsubventionierte Nische

Nur 24 Unternehmen beschäftigten sich 2009 in Deutschland schwerpunktmäßig mit Agrar-Biotechnologie. Ihr Umsatz sank gegenüber 2008 von 49 auf 39 Millionen Euro. Diese Zahlen nennt der von der Bundesregierung veröffentlicht Bericht „Die Deutsche Biotechnologie-Branche“. Er zeigt auch, dass diese Branche insgesamt nicht so groß ist, wie sie oft dargestellt wird.

531 Unternehmen in Deutschland beschäftigen sich hauptsächlich mit Biotechnologie, die meisten von ihnen mit medizinischen Anwendungen. Sie beschäftigen 14950 Mitarbeiter und erwirtschafteten 2009 einen Umsatz von 2,18 Milliarden Euro. Hinzu kommen noch 114 (oft größere) Unternehmen, in denen die Biotechnologie nur einen Teil des Geschäfts ausmacht. Hierzu zählen etwa BASF oder Bayer. In diesen Firmen sind 16650 Mitarbeiter mit Biotechnologie befasst. Zwar sind die Zahlen gegenüber 2008 deutlich gestiegen. Dennoch sind es nur 32.000 Arbeitsplätze, also weit weniger als etwa im Bereich erneuerbarer Energien oder in der Öko-Lebensmittelwirtschaft.

Seit Jahren erhält die Biotech-Branche jährlich rund 50 Millionen Euro an öffentlichen Subventionen. Da gleichzeitig der Anteil an privatem Wagniskapital gesunken ist, machen die öffentlichen Mittel inzwischen ein Sechstel der Finanzierung aus. Hinzu kommen die staatlichen Mittel im Bereich der Forschung. Der Bericht geht davon aus, dass in 202 Forschungseinrichtungen insgesamt 26.800 Menschen an biotechnologischen Fragestellungen arbeiten. Die Hälfte der Einrichtungen ist an Universitäten, Fachhochschulen oder Bundesinstituten angesiedelt. Speziell mit grüner Biotechnologie befassen sich 40 Universitäten und 11 außeruniversitäre Forschungsinstitute.

Insgesamt spielt die Agrar-Biotechnologie innerhalb der Biotech-Branche nur eine untergeordnete Rolle und schrumpft im Gegensatz zu anderen – wenig umstrittenen – Anwendungen. „Es ist nicht zu verstehen, weshalb das Schavan-Ministerium jetzt ankündigt, zusätzliche Millionen in den schrumpfenden Sektor der Pflanzen-Biotechnologie zu stecken“, kritisiert deshalb Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). „Dafür dann auch noch das Arbeitsplatzargument heran zu ziehen, ist absurd.“ Je nach Betrachtungsweise – ob man nur die reinen Agro-Biotechnologie-Unternehmen zählt oder zusätzlich die mit Agro-Gentechnik befassten Abteilungen großer Chemiekonzerne – seien der Agro-Gentechnik etwa 650 bis 1400 Arbeitsplätze zuzuordnen. Dem stellt der BÖLW die folgenden Zahlen gegenüber: „Im Gegensatz zur Agro-Gentechnik wächst die Ökologische Lebensmittelwirtschaft seit Jahren ungebrochen. Sie hat seit 2005 ihren Umsatz um 50 % auf 5,8 Mrd. € gesteigert. In den zahlreichen mittelständischen Unternehmen des Öko-Bereichs konnten weit mehr als 160.000 Arbeitsplätze aufgebaut werden. Sie sind durch die Agro-Gentechnik gefährdet, denn die beträchtlichen Folgekosten der Gentechnik bleiben durch eine fehlende Verursacherhaftung bei denen hängen, die diese Technologie nicht einsetzen.“