Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA hat einen neuen Richtlinien-Entwurf zur Bewertung der Umweltrisiken gentechnisch veränderter Pflanzen vorgelegt. Diese Richtlinien seien nach wie vor unzureichend, kritisiert die Expertengruppe TestBiotech in einem Gutachten für die Grünen im Europaparlament. Die EFSA will ihren Entwurf im September mit Umweltorganisationen diskutieren.
„Es gibt ein fundamentales Problem mit dem Konzept der EFSA. Die Behörde geht davon aus, dass gentechnisch veränderte Pflanzen so ähnlich zu bewerten sind, wie konventionell gezüchtete Pflanzen. In Wirklichkeit weisen sie aber grundsätzliche Unterschiede auf,“ sagt Dr. Christoph Then von Testbiotech. „Ausgehend von dieser falschen Voraussetzung, basiert die gesamte Risikobewertung der EFSA viel mehr auf allgemeinen Überlegungen als auf tatsächlichen Untersuchungen. Die von der EFSA vorgeschlagenen Standards können vielleicht der Industrie helfen, Kosten zu sparen, aber sie sind nicht ausreichend, um Risiken für Mensch und Umwelt zu bewerten.”
Als ein Beispiel dafür nennt TextBiotech die Sicherheitsprüfung von Gentech-Pflanzen, die aus verschiedenen genmanipulierten Sorten gezüchtet wurden, so genannte stacked events. Wenn die Einzelpflanzen bereits die EFSA-Prüfung durchlaufen haben, müssen für deren Kreuzungen nur sehr abgespeckte Testunterlagen vorgelegt werden. In der Regel reicht es, wenn der Antragsteller darlegt, warum er davon ausgeht, dass durch die Kombination der Manipulationen keine zusätzlichen Umweltauswirkungen zu erwarten sind. Verpflichtende Tests etwa über die Abbaubarkeit der erzeugten Gifte oder die Auswirkungen auf Nützlinge sind laut TestBiotech nicht vorgeschrieben. Eine ganze Reihe der in letzter Zeit als Futter- und Lebensmittel zugelassenen Gentech-Maissorten sind solche stacked events
Testbiotech schlägt deshalb vor, gentechnisch veränderte Pflanzen zunächst unter definierten Umweltbedingungen gründlich zu untersuchen. So sollen insbesondere Wechselwirkungen zwischen dem Genom der Pflanzen, dem zusätzlichen Genkonstrukt und der Umwelt in sogenannten ‚Crash-Tests‘ systematisch getestet werden. Zudem sollten klare Standards für eine Zurückweisung von Anträgen auf kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen formuliert werden, um die Ziele einer nachhaltigen Landwirtschaft und die biologische Vielfalt ausreichend zu schützen.
„Der Testbiotech-Report erläutert, dass die Haltung von EFSA und EU-Kommission insgesamt wie ein Türöffner für eine beschleunigte Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen wirkt,“ sagte der grüne Europaabgeordnete José Bové bei der Vorstellung des Berichts.