Die ökologischen Risiken von Freisetzungen gentechnisch veränderter Bäume sind räumlich und zeitlich nicht ausreichend kontrollierbar. Dies zeigt ein Report, den Testbiotech und die Gesellschaft für ökologische Forschung vorgelegt haben. Er beschreibt das Risiko anhand von gentechnisch manipulierten Pappeln, wie sie in China bereits in größeren Mengens seit Jahren angebaut werden.
Anlass des Reports war ein im Sommer 2010 in Nature veröffentlichter Bericht. Er dokumentiert 700 Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Bäumen seit 1988 und beschreibt deren Anbau als 20-jährige Erfolgsgeschichte, bei der bisher keine Umweltschäden beobachtet worden seien. Dies gelte auch für China, wo auf 300 bis 500 Hektar etwa 1,4 Millionen Gen-Pappeln gepflanzt worden seien. Einer der drei Autoren forscht am bundeseigenen Johann Heinrich von Thünen-Institut seit Jahren an Gen-Pappeln.
Christoph Then von Testbiotech beschreibt die Ausbreitungsmechanismen der windgetragenen Pappelpollen und -samen sowie die Fähigkeit der Bäume, sich über Wurzelbildung fortzupflanzen. Sein Fazit: „Werden transgene Pappeln – wie in China – massenhaft freigesetzt, ist die Frage wohl weniger ob, sondern nur mit welcher Geschwindigkeit sie sich in ihrem weitläufigen Lebensraum ausbreiten.“ Daraus ergeben sich mögliche Risiken, auf die Then im Detail eingeht. Angesichts der Langlebigkeit der Bäume müsse die Situation in China als ökologische Zeitbombe angesehen werden, die erhebliche ökologische Schäden verursachen könne. „Hier wurde ein Experiment begonnen, das sich über Jahrtausende auf die Ökosysteme und die weitere Evolution auswirken kann. Die möglichen negativen Folgen sind derzeit nicht abschätzbar. Auf keinen Fall aber ist dieses Experiment angesichts seiner unkontrollierbaren Dauer verantwortbar: Zu dem Zeitpunkt, an dem sich tatsächliche Schäden zeigen, ist das Problem nicht mehr aus der Welt zu schaffen.“ Dies gilt auch für andere Baumarten, wie Eukalyptus und Kiefer, die ebenfalls in größerem Umfang freigesetzt werden. Im Sommer 2010 wiesen US-Wissenschaftler nach, dass Kiefern-Pollen Hunderte Kilometer zurücklegen können.