Die Organisation Testbiotech wirft der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA vor, sich für den gentechnisch veränderten Mais SmartStax ausgesprochen zu haben, obwohl die von der Industrie eingereichten Unterlagen ungenügend seien. Der Vorgang mache erschreckende Defizite bei der Risikoforschung und Risikobewertung gentechnisch veräderter Pflanzen deutlich, kritisierte Testbiotech in einem Report.
Darin veröffentlicht die Organisation vertrauliche Dossiers der Konzerne Monsanto und Dow AgroSciences, die ihr gezielt zugespielt wurden. Sie betreffen einen gentechnisch veränderten Mais, den die beiden Unternehmen unter dem Namen SmartStax verkaufen. SmartStax produziert sechs verschiedene Bt-Toxine und ist zudem gegenüber zwei Unkrautvernichtungsmittel tolerant. In der EU haben die beiden Konzerne die Zulassung von SmartStax als Lebens- und Futtermittel beantragt. Die EFSA hat dazu im September 2010 eine positive Stellungnahme abgegeben. Die Dossiers hatten Monsanto und Dow im Zulassungsverfahren der EFSA vorgelegt.
Sie zeigen laut Testbiotech, dass der Gehalt an Insektengiften in den Pflanzen um das 10- bis 20-fache variieren kann. Gezielte Untersuchungen, wie sich wechselnde Umweltbedingungen auf den Giftgehalt auswirken, seien nicht durchgeführt wirden. Kombinationseffekte der Giftstoffe hättend ie Firmen lediglich an Insekten getestet, nicht aber an Tieren und Menschen. „Bei einer Fütterungsstudie mit Geflügel ging es lediglich um eine Prüfung der Mastleistung. Daten, die gesundheitliche Risiken betreffen, wurden in diesen Untersuchungen nicht erhoben“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Die Unterlagen sind ungeeignet, um gesundheitliche Risiken für Mensch und Tier zu bewerten.“
Besonders aufgestoßen ist den Testbiotech-Experten eine Formulierung in einer der Konzernstudien: „Am Prozess der Datenerhebung und Datenanalyse waren erfahrene Experten beteiligt, die mit dem Versuchsaufbau und den Auswertungskriterien vertraut waren. Durch diese Betreuung wurde sichergestellt, dass die Daten den Erwartungen entsprachen, die auf den bisherigen Erfahrungen mit den Pflanzen beruhen.“ Für Christoph Then ist klar: „Die Wortwahl deutet auf eine mögliche Manipulation der Daten hin.“