EFSA: Interessenkonflikte am Beispiel Amflora

Im Juni 2009 erklärte der für Gentechnik zuständige Expertenausschuss (GMO Panel) der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA die Nutzung bestimmter Antibiotika-Resistenzgene in gentechnisch veränderten Organismen für unbedenklich. Dies war die Voraussetzung für die Zulassung der Gentechnik-Knolle Amflora im März 2010. Mehr als die Hälfte der damals aktiv mitwirkenden Mitglieder dieses Ausschusses hatten Interessenkonflikte. Sie reichten von der Annahme von Fördergeldern der Gentechnik-Industrie über die Mitgliedschaft oder Mitarbeit in Pro-Gentechnik-Verbänden und Firmen bis zum Schreiben oder Besprechen von Industrie-gesponserten Publikationen. Nachgewiesen hat dies die Organisation Corporate Europe Observatory (CEO) in einer Studie.

Die Studie geht außerdem auf die Vorgeschichte der EFSA-Stellungnahme und die Rolle des niederländischen Wissenschaftlers Harry Kuiper ein. Er ist Vorsitzender des GMO Panels und hat enge Verbindungen zur Gentechnik-Industrie. Nach Angaben von CEO hatte das GMO Panel bereits 2004 und 2007 zum Problem von Antibiotika-Resistenzgenen Stellung genommen und seine Auffassung seit damals nicht geändert. Wesentliche Passagen der ersten Stellungnahme 2004 habe er dabei fast vollständig aus einem „review paper“ übernommen. Dieses stammte aus dem industrienahen und EU-geförderten Forschungsprojekt ENTRANSFOOD. Koordinator von ENTRANSFOOD und schon damals Ausschussvorsitzender war Harry Kuiper. In der Literaturliste der damaligen Stellungnahme wurde das „review paper“ verschwiegen.

CEO dokumentiert auch die Lawine von Briefen, mit denen der Chemiekonzern BASF die EU-Kommission überschüttete und die Zulassung von Amflora forderte. Zahlreiche Informationen über Interessenkonflikte bei der EFSA finden sich auch auf den Seiten der deutschen Organisation LobbyControl.