Gentechnisch veränderte Insekten: Freiflug mit mangelnden Unterlagen

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie haben Freisetzungsversuche gentechnisch veränderter Insekten in den USA, Malaysia und den Kaiman-Inseln untersucht. Dabei fanden sie Mängel bei der wissenschaftlichen Qualität der Zulassungsunterlagen. Zudem bemängelten sie die fehlenden Unterlagen für eine angemessene Information der Öffentlichkeit.
In ihrem Artikel in der Fachzeitschrift PloS betrachteten die Wissenschafter drei Versuche: Die Freisetzung genmanipulierter Falter in den USA sowie die Freisetzung genmanipulierter Moskitos auf den Kaiman-Inseln und in Malaysia. „Wir haben festgestellt, dass weltweit die Öffentlichkeit nur sehr begrenzt Zugang zu den wissenschaftlichen Informationen über diese Freisetzungsversuche hat, vor allem Informationen im Vorfeld eines Versuchs“, fasst Guy Reeves vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie das Ergebnis zusammen. Die fehlende Aufklärung im Vorfeld der Experimente verhindere, dass die betroffenen Menschen miteinbezogen werden. „Wenn es keine genaue Beschreibung der Experimente gibt, kann von einer Einbeziehung der Bevölkerung keine Rede sein. Sollten nicht alle Alarmglocken bei den finanziell beteiligten Institutionen läuten, wenn behauptet wird, die Bevölkerung sei mündlich aufgeklärt worden?“, fragt Reeves. Er sieht die Gefahr, „dass die Akzeptanz für diese potenziell so nützliche Technologie verloren geht. Ohne die Veröffentlichung qualitativ hochwertiger wissenschaftlicher Daten vor der Freisetzung, wird der Einsatz transgener Tiere nicht erfolgreich sein.“ Die Verantwortlichen sollten deshalb unbedingt so fragwürdige Praktiken, wie sie bei der Entwicklung transgener Pflanzen vorkamen, vermeiden.
Nach Angaben von Reeves ist die Zahl der Freisetzungsexperimente mit gentechnisch veränderter Insekten In den letzten zwei Jahren stark angestiegen. Neben den USA, Malaysia und den Kaiman-Inseln seien transgene Insekten auch in Brasilien in die Umwelt entlassen worden. In vielen weiteren Ländern seien Feldversuche geplant, darunter Frankreich, Guatemala, Indien Mexiko, Panama, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam und Großbritannien.

2 Gedanken zu „Gentechnisch veränderte Insekten: Freiflug mit mangelnden Unterlagen“

  1. Das ist doch typisch. Niemand soll wissen was wirklich hinter den Kulissen geschieht. Ich finde das mehr als beunruhigend!
    Ich möchte nicht, dass in meiner Umgebung genmanipulierte Falter fliegen.

  2. An der Universität Erlangen-Nürnberg gibt es einen Forschungszweig bzw. ein Forschungsfeld namens EFI = Emerging Fields Initiative, welches ein Programm der Uni kennzeichnet, in dem besonders zukunftsträchtige Forschungsfelder gefördert werden. Heute, am 26. Jun 2012, war ein kleiner Artikel in der Zeitung, welcher eine Vorlesungsreihe ankündigt, die von den jeweiligen Initiatoren bestritten wird:

    „Pandoras Büchse. Bio-Objekte und ihre Herausforderungen für Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft“. Der erste der hier geplanten vier Vorträge befasst sich mit

    Genetisch veränderten Insektenviren für den biologischen Pflanzenschutz ? Transgene Insekten, die Freisetzungsdebatte und ihr medialer Diskurs.

    Prof. Rainer Buchholz vom Lst. für Bioverfahrenstechnik und Prof. Kirchmann sowie Sven Grampp vom Institut für Theater- und Medienwissenschaften werden zum Thema morgen, am 27. Juni um 18 Uhr in der Aula des Erlanger Schlosses vortragen; anschließend findet eine Diskussion statt.

    Immerhin gibt es hierzu eine Veranstaltung; doch normalerweise gelangen solche Themen äußerst selten an die Öffentlichkeit. – Hier wäre einmal die Gelegenheit, möglichst viele Fragen zu stellen – und natürlich nehme ich diese wahr !

    Monika Frielinghaus
    VHUE e.V.

    http://www.umweltbedingt-erkrankte.de

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