Die EU-Kommission will die bisherige Nulltoleranz gegenüber nicht zugelassenen gentechnisch veränderte Organismen in Lebensmitteln aufweichen. Dies meldete der Online-Dienst agrarheute.com unter Berufung auf einen Mitarbeiter der Kommission. Demnach will die Kommission in den kommenden Wochen einen entsprechenden Vorschlag vorlegen. Der könnte, die mehrheitliche Zustimmung der Mitgliedsstaaten vorausgesetzt, noch vor dem Sommer in Kraft treten.
Bereits im letzten Jahr hatten die EU-Staaten für eine Aufweichung der Nulltoleranz bei Futtermitteln gestimmt. Seither dürfen importierte Futtermittel in der EU nicht zugelassene GVO als Verunreinigung bis zu 0,1 Prozent enthalten. Voraussetzung ist, das der jeweilige GVO in einem anderen Land zugelassen ist und bei der EU ein Zulassungsantrag eingereicht wurde. Begründet wurde der Schritt mit der einheitlichen Festlegung der Probenahme- und Analyseverfahren. Ähnlich könnte nun bei Lebensmittel verfahren werden. Profitieren davon würden zum Beispiel die genmanipulierte Reissorte LL62 von Bayer oder der Gen-Mais MON810. Erst letzten September hatte der Europäische Gerichtshof bestätigt, dass Honig mit geringsten Spuren von MON810-Pollen nicht verkehrfähig ist.
Als treibende Kraft hinter dem Vorstoß der EU nennt agrarheute.com die großen Ölmühlen. Sie importieren jedes Jahr 3,5 Millionen Tonnen Sojabohnen aus denen sowohl Lebensmittel als auch Viehfutter hergestellt werden. Die bisherige Lösung nur für Futtermittel hat ihnen deshalb kaum genutzt. Von der Bundesregierung ist kein Widerstand gegen die Aufweichung zu erwarten. Die CDU/CSU-Fraktion des Bundestags sprach sich schon letztes Jahr dafür aus, generell die Nulltoleranzpolitik der EU zu beenden und Schwellenwerten für nicht zugelassene GVO festzulegen.