EU-Projekt GRACE: Neues vom Gentechnikfilz

Knapp sechs Millionen Euro investiert die EU in ein Forschungsprojekt. Die beteiligten Wissenschaftler sollen Leitlinien für die künftige Risikoprüfung gentechnisch veränderter Pflanzen erarbeiten. Ihre Ergebnisse haben also weitreichende Auswirkungen auf die Zulassungspraxis und die Risikoforschung in der EU. Doch die Hälfte der Experten, die bei GRACE (GMO Risk Assessment and Communication of Evidence) mitarbeiten, kann Organisationen zugeordnet werden, die ganz oder teilweise von der Gentechnik-Industrie finanziert werden, schreibt die Organisation Testbiotech in einem Bericht.
Dieser nennt die einzelnen Experten und ihre Verbindungen zu industrienahen Organisationen wie der International Society for Biosafety Research (ISBR), dem International Life Sciences Institute (ILSI) und der Public Research and Regulation Initiative (PRRI). Alle drei werden laut Testbiotech von Unternehmen der Agrochemie-Industrie gesponsert. In allen dreien sei unter anderem Joachim Schiemann aktiv, der Koordinator von GRACE. Hauptberuflich leitet Schiemann die Gentechnik-Abteilung am bundeseigenen Julius Kühn-Institut. Testbiotech gilt er als „ein vehementer Befürworter gentechnisch veränderter Pflanzen. Er hat vor Jahren bereits ein Patent auf gentechnisch veränderte Pflanzen angemeldet (WO9816824) und wird in Zusammenhang mit diversen Lobbyorganisationen gebracht.“
„Insgesamt ist bei GRACE weder die nötige Unabhängigkeit noch eine ausreichende Transparenz gewährleistet“, sagt Christoph Then von Testbiotech. Er fordert, das Projekt einzufrieren und zu überprüfen. „Öffentliche Gelder sollten nur dann zur Förderung von Risikoforschung verwendet werden, wenn diese tatsächlich unabhängig von der Industrie ist.“