Am 6. Mai will die EU-Kommission ihren Vorschlag für eine Novelle des europäischen Saatgutrechts verabschieden. Zahlreiche Organisationen kritisierten, dass die geplante Verordnung den Interessen der großen Saatgutkonzerne dienet. Die Organisation Corporate Europe hat nun darauf hingewiesen, dass eine Lobbyistin der Saatgutindustrie an der Verordnung mitgearbeitet hat.
In einem Brief an EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg beschreibt Corporate Europe den Sachverhalt so: In der Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher der Kommission arbeitet die Französin Isabelle Clément-Nissou als Policy Officer in der Abteilung für Saatgut. Entsandt hat sie zur Unterstützung der Kommission die französiche Regierung. Allerdings ist Madame Clément-Nissou keine Regierungsbeamtin sondern Mitarbeiterin einer Interessenvereinigung der französischen Saatgut- und Agrarindustrie tätig, dem Groupement National Interprofessionnel des Semences (GNIS). Dies sei ein expliziter Verstoß gegen die Regeln für die Entsendung nationaler Mitarbeiter und ein massiver Interessenskonflikt. Corporate Europe erklärt den offensichtlichen Regelverstoß damit, dass GNIS im Auftrag des französischen Staates seit langen einige hoheitliche Aufgaben wie die Qualitätskontrolle des Saatguts erfülle. Trotzdem handle es sich um eine Lobbyorganisation. Deshalb müsse die Kommission das Arbeitsverhältnis sofort beenden. Der Präsident von GNIS, Daniel Segonds, ist zugleich Vorstandsvorsitzender des französischen Saatgutherstellers RAGT. Er gehört mit einem Umsatz von 340 Millionen Euro zu den Großen der Branche und arbeitet seit zwei Jahren mit dem Agrar- und Gentechnikkonzern Bayer Cropscience zusammen.