EU-Forschungsprojekt: Koexistenz ist kein Problem

Das EU-Forschungsprojekt PRICE kommt zu dem Ergebnis, dass ein Nebeneinander von GVO-Anbau und gentechnikfreier Landwirtschaft durchaus möglich sei. Die dafür in der EU und ihren Mitgliedsstaaten vorgesehenen Regelungen seien gut umsetzbar, heißt es in einer Mitteilung der Forscher.

Der Projektleiter Justus Wesseler von der TU München beschreibt darin die Datengrundlage so: „In unseren zweijährigen Versuchen auf kleinen Flächen in Spanien haben wir zwei Maßnahmen überprüft. Zum einen Pufferzonen zwischen GV- und Nicht-GV-Feldern, zum anderen unterschiedliche Aussaatzeiten, um zu vermeiden, dass die Pflanzen zur gleichen Zeit blühen.“ In Deutschland, Tschechien und Spanien hätten zudem Versuche mit Mais stattgefunden, der keine Pollen produziere. Außerdem hatten die Forscher knapp 1500 Landwirte in Deutschland, Spanien, Portugal und Großbritannien zum Thema Koexistenz befragt.
Wesselers Fazit: „Dank PRICE können wir belegen, dass die Koexistenz von GV- und Nicht-GV-Lebensmitteln im Rahmen der EU-Gesetzgebung funktioniert. Niedrigere Grenzwerte oder strengere Auflagen würden aus unserer Sicht Engpässe im Futtermittelbereich nach sich ziehen.“

Kein gutes Haar lässt die Organisation Testbiotech an der Studie. Sie wirft den Forschern vor, dass sie ihre Untersuchungsergebnisse aus Portugal verschwiegen hätten. Dabei hätte PRICE zum Teil erhebliche Kontamination mit Gentechnik-Mais in Backwaren festgestellt. „Sie beprobten 16 Brote aus sieben Regionen. Alle waren mit Gentechnik-Mais MON810 und NK603 belastet. Zum Teil betrug der Gentechnikanteil rund zehn Prozent“, schreibt Testbiotech. Dessen Geschäftsführer Christoph Then wertet die PRICE-Mitteilung als Propaganda: „Anstatt die Öffentlichkeit über die Kontaminationen durch Gentechnik-Mais zu informieren, beruft man sich lieber auf Anbauversuche und Computermodelle, nach denen es gar keine Probleme geben sollte.“ Then hält Projektleiter Wesseler vor, dass er Mitglied in verschiedenen industrienahen Organisationen sei und 2014 in einer Studie zum Thema Golden Rice Gentechnikkritiker für den Tod von 1,4 Millionen Menschen in Indien verantwortlich gemacht habe.
„Wir sehen leider immer wieder das gleich Muster: Die Industrie versucht mit allen Mitteln, Einfluss auf die öffentliche Meinung zum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft zu nehmen. Und die EU-Kommission finanziert das auch noch mit Steuergeldern“, kritisierte Christoph Then.