Filz: Lobbyistin der Lebensmittelindustrie spricht künftig für die EFSA

Die Europäische Lebensmittelbehörde hat im Januar eine neue Leiterin für ihre Kommunikationsabteilung ernannt. Barbara Gallani soll ihr Amt im Mai antreten. Bis dahin arbeitet sie noch – wie die letzten acht Jahre – für die Food and Drink Federation (FDF), den britischen Interessenverband der Lebensmittelindustrie. Derzeit ist sie dort als Direktorin für Lebensmittelrecht, Wissenschaft und Nachhaltigkeit zuständig. Wie die Organisation Corporate Europe Observatory (CEO) mitteilte, hatte sich Gallani vor ihrer Ernennung zur Kommunikationschefin für einen der Sitze im Aufsichtsrat der EFSA beworben, die der Lebensmittelindustrie zustehen. Diese Bewerbung habe sie inzwischen zurückgezogen, schreibt CEO. Den Antrag der Organisation, die Interessenserklärung von Gallani und deren Bewertung durch die EFSA offenzulegen, lehnte die Behörde ab.

„Es sieht so aus, als würden die Drehtüren zur Industrie jetzt zum neuen Haupteingang in die Führungsetage der EFSA“, kommentiert Christoph Then, Geschäftsführer von Testbiotech die Ernennung Gallanis. Er fordert in einem offenen Brief an EFSA-Geschäftsführer Bernhard Url eine mindestens 18-monatige Abkühlphase für Gallani, bevor diese Aufgaben in der EFSA übernehme. Zudem solle Url sicherstellen, dass die Mitarbeiter und Experten der EFSA ihre Interessen komplett offen legen und nicht aktiv in Organisationen mit engen Verbindungen zur Industrie mitarbeiten.

Der Anlass für diese Forderung: Laut Nachforschungen von Testbiotech „spielen mindestens vier Experten, die bei der EFSA für die Risikoabschätzung gentechnisch veränderter Organismen verantwortlich sind, gleichzeitig eine aktive Rolle in Organisationen, die der Gentechnik-Industrie nahestehen.“ Der Fall Gallani sei nur ein Symptom für das derzeitige Missmanagement bei der EFSA. „Die Behörde scheint nach wie vor nicht in der Lage zu sein, ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit ausreichend zu schützen“, sagt Then.