Bei den Agrarchemiekonzernen ist die Fusionitis ausgebrochen. Der chinesische Konzern ChemChina will für 43 Milliarden US-Dollar den Schweizer Pestizid- und Saatgutkonzern Syngenta kaufen. Die beiden US-Rivalen Dow Chemical und DuPont wollen zum weltgrößten Chemiekonzern fusionieren, um sich anschließende in drei Sparten aufzuspalten. Eine davon soll das vereinigte Geschäft mit Saatgut und Agrarchemikalien umfassen. Und nun hat Bayer 62 Milliarden US-Dollar für den Konkurrenten Monsanto geboten.
Das Monsanto-Management hat die Offerte abgelehnt, allerdings nicht grundsätzlich, sondern weil sie zu niedrig war. Man sei „offen für konstruktive Gespräche“, und sehe die erheblichen Vorteile, die eine integrierte Strategie biete, teilte Monsanto mit. Bayer-Vorstand Werner Baumann zeigte sich daraufhin optimistisch: „Wir sind zuversichtlich, dass wir alle Fragen zur Finanzierung und zu regulatorischen Aspekten im Zusammenhang mit der Transaktion klären können.“
Bayer begründete die geplante Übernahme mit Synergieeffekten: „Insbesondere würden die kombinierten Geschäfte von Monsantos Expertise im Bereich Saatgut und Pflanzeneigenschaften sowie von Bayers Pflanzenschutz-Portfolio für eine große Bandbreite an Indikationen und Kulturen profitieren. Auch geografisch würden sich die beiden Unternehmen sehr gut ergänzen.“ Analysten und Wirtschaftsjournalisten gingen auch auf die Risiken eines Zusammengehens ein: Monsantos Geschäfte liefen in letzter Zeit schlechter und in der EU steht die erneute Zulassung des Herbizids Glyphosat auf der Kippe, gegen das die genmanipulierten Pflanzen von Monsanto resistent sind. „Sollte die Zulassung von Glyphosat in der EU nicht verlängert werden, muss der Wert von Monsanto neu berechnet werden“, kommentierte die Süddeutsche Zeitung und wies auf die Klagerisiken hin, die mit einer möglichen krebserzeugenden Wirkung des Herbizids verbunden seien. „Warum will sich Bayer mit einem derart verhassten Unternehmen einlassen?“ fragt sich Die Zeit und thematisiert mögliche Reputationsschäden. Die befürchten wohl auch die Bayer-Aktionäre, denn schon als letzte Woche die ersten Gerüchte brodelten, sank der Kurs der Aktie. Mit der Bekanntgabe des Kaufpreises fiel er weiter.