Monsanto, Bayer, BASF: Pokern um einen Angeklagten

Monsanto turtelt mit BASF; Bayer erhöht sein Angebot für den US-Konzern; und in Den Haag laufen die Vorbereitungen für dessen Verurteilung: Das Internationale Monsanto Tribunal will im Oktober 2016 das lange Sündenregister des Chemie-Multis öffentlich verhandeln.

Der US-Agrarkonzern Monsanto überlegt laut, die Pestizidsparte des deutschen Chemiekonzerns BASF zu übernehmen, meldete der Wirtschaftsdienst Bloomberg letzte Woche. Aus Sicht von Monsanto wäre das die ideale Ergänzung zum Saatgutgeschäft, denn derzeit beschränkt sich die Pestizidabteilung des Unternehmens vor allem darauf, Glyphosat herzustellen. Die BASF würde dafür Anteile an Monsanto erhalten. Da BASF mit seiner Agrochemie 5,8 Milliarden Euro im Jahr umsetzt und Monsanto 2015 13,6 Milliarden Euro Umsatz machte, dürften die Deutschen mit einem wesentlichen Anteil der Monsanto-Aktien rechnen. Beide Konzerne arbeiten schon 2007 in der Entwicklung von gentechnischem Saatgut intensiv zusammen. Mitbewerber Bayer reagierte auf die Monsanto-Überlegungen mit einem Aufschlag. Auf den bisher gebotenen Kaufpreis von gut 55 Milliarden Euro (62 Milliarden US Dollar) für den amerikanischen Saatgut-Hersteller legte Bayer noch einmal 1,2 Milliarden Euro drauf. Viel Geld für einen Konzern, der derzeit mit zahlreichen mit Problemen zu kämpfen hat und zuletzt die Gewinnerwartungen für 2016 deutlich dämpfen musste.

Ein Problem von Monsato ist der miserable Ruf des Unternehmens in großen Teilen der Öffentlichkeit. Von PCB über Agent Orange bis hin zu Glyphosat hat der Konzern über Jahrzehnte hinweg zahlreiche hochgiftige Produkte vermarktet, die Krankheit oder Tod von Tausenden von Menschen verursachten und die Umwelt dauerhaft schädigten. Von 14. bis zum 16. Oktober 2016 veranstaltet ein breites Bündnis von Organisationen in Den Haag das Internationale Monsanto Tribunal. Dort sollen die gegen Monsanto erhobenen Vorwürfe zusammengetragen und die verursachten Schäden evaluiert werden. Beschäftigen will sich das Tribunal auch mit der „systematischen Verschleierungsstrategie“, mit der das Unternehmen die durch seine Produkte verursachten Schäden an Mensch und Umwelt zu leugnen versuche. Auf der Anklagebank sitzt Monsanto auch als Stellvertreter für die Industrielandwirtschaft. Sie verursache weltweit mindestens ein Drittel der anthropogenen Treibhausgasemissionen und sei zu einem großen Teil verantwortlich für die Abnahme von Bodenfruchtbarkeit und Grundwasserreserven, für Biodiversitätsverlust und Artensterben, sowie weltweit für die Verdrängung von Millionen von Kleinbauern, heißt es in der Begründung für das Tribunal. Und weiter: „Mit der Patentierung von Lebewesen und Saatgut bedroht dieses Modell die Ernährungssouveränität von uns allen.“

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