Immer mehr Milchkühe bekommen gentechnikfreies Futter

Seit Juli trägt die Lidl-Frischmilch der Eigenmarke Milbona in allen Filialen das Ohne Gentechnik-Siegel. Das setzt die Mitbewerber unter Druck, die gentechnikfreie Milch – etwa bei Aldi Süd in Bayern – bisher höchstens regional anbieten. Edeka hat inzwischen bei Lieferanten die Bedingungen der Milcherzeugung abgefragt und wollte dabei unter anderem wissen, ob die Kühe ausschließlich gentechnikfreies Futter erhalten, berichtete der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG).

Führend bei der Herstellung gentechnikfreier Milchprodukte sind die bayerischen Molkereien. Dort wurden 2015 2,66 Millionen Tonnen Milch ohne Gentechnik (oGT) angeliefert. Davon waren 429.000 Tonnen Biomilch, ermittelte das bayerische Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte (IEM). Damit waren 2015 gut 30 Prozent der in Bayern verarbeiteten Milch nachweislich gentechnikfrei. Gegenüber dem Jahr 2011 habe sich die Menge fast verdreifacht, schreibt das IEM. Die tatsächliche Menge dürfte noch höher sein, meint Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer des Verbandes der Milcherzeuger Bayern.

Für das zusätzliche Qualitätsmerkmal Gentechnikfrei erhalten die konventionellen Landwirte Zuschläge von 0 bis 1,5 Cent je Liter. Da Lidl den Preis für seine nun gentechnikfreie Milch nicht erhöht hat, befürchten die IEM-Autoren, dass bei den Verbrauchern auch keine besondere Wertschätzung entsteht. „Die Gefahr ist groß, dass Milch oGT bei einem solchen Vorgehen zum Standard wird und weder Erzeuger noch Molkereien davon profitieren können.“ Denn die Zukunft gehört der oGT-Milch. „Ausgehend vom Druck des LEH werden in 2016 und vor allem 2017 weitere Milcherzeuger auf oGT-Produktion umsteigen“, schreibt das IEM und schätzt, dass der Anteil an oGT-Milch in Bayern Ende 2017 schon bei über 50 Prozent liegen könnte.