Deutscher Gentech-Weizen wird in der Schweiz angebaut

Totgesagte leben länger: Das Schweizer Bundesamt für Umwelt hat der eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscpope einen sechsjährigen Anbauversuch mit genmanipuliertem Winterweizen genehmigt. Ausgesät werden soll der Weizen auf der so genannten Protected Site, die Agroscope in Zürich-Reckenholz betreibt. Dieses mit öffentlichen Geldern finanzierte Versuchsfeld ist durch Umzäunung, permanente Überwachung sowie ein Alarmsystem gegen „Vandalenakte“ geschützt, wie Agroscope schreibt.

Bei dem genehmigten Winterweizen handelt es sich um einen alten Bekannten. Der Weizen wurde vom deutschen Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) entwickelt. Er enthält ein Gersten-Gen, das den Stoffwechsel verändern und so für höhere Erträge sorgen soll. Bereits 2006 wollte das IPK den Gentech-Weizen auf dem eigenen Gelände testen. Die Behörden genehmigten den Versuch gegen massive Proteste. Der Anbau wurde von Feldbefreiern beendet. Das IPK verlangte Schadensersatz und verlor den Prozess im April 2016 endgültig. Ein zweiter Anlauf 2012 wurde zwar ebenfalls genehmigt, doch der Weizen nicht mehr ausgesät. Nun startet das IPK also einen dritten Versuch.

Die Schweizer Allianz Gentechnikfrei (SAG) weist darauf hin, dass es weltweit keine kommerziell angebaute gentechnisch veränderte Weizensorte gebe. „Das Weizen-Genom ist rund 35-mal größer als das von Reis und die Manipulation an dessen Erbgut höchst komplex und unvorhersehbare Effekte können daher nicht ausgeschlossen werden“, schreibt die SAG. Sie befürchtet eine Verunreinigung herkömmlicher Sorten, da Weizenkörner im Boden jahrelang keimfähig bleiben. „In den USA wurde 2013 verwilderter gentechnisch veränderter Weizen aus einem über zwölf Jahre zurückliegenden Freisetzungsversuch entdeckt“, erinnern die Gentechnik-Kritiker. Das Bundesamt für Umwelt schreibt dazu man habe „Sicherheitsmassnahmen bei Transport, Verwendung und Vernichtung der gentechnisch veränderten Pflanzen“ angeordnet sowie eine „Überwachung der Versuchsparzellen nach dem Freisetzungsversuch.“.