Das Bundeslandwirtschaftsministerium war letzte Woche Gastgeber eines Internationalen Weizenkongresses. Dessen Thema war Züchtungsforschung, um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Gentechnik und Hybridzüchtungen lauteten die Antworten. Aktion Agrar und die internationalen Saatgutkampagne nutzten den Kongress und thematisierten, um was es den Saatgutkonzernen dabei geht: Marktbeherrschung.
Bereits 2011 starteten die großen Industriestaaten der G20-Gruppe unterstützt von den großen Saatgutkonzernen eine Weizen-Initiative. Mit dem Weizenkongress will Deutschland, dass 2017 die Präsidentschaft der G20-Gruppe übernimmt, deutlich machen, welchen Stellenwert es dem Thema einräumt. Für die Aktion Agrar ist das ein Grund zur Sorge: „Das Bundesforschungsministerium und das Bundesagrarministerium unterstützen derzeit mit millionenschweren Förderprogrammen wie „Hywheat“, „Restorer“ und „Zuchtwert“ die Entwicklung von Hybridweizen. Kooperationspartner sind unter anderem: Bayer, Syngenta, KWS, Nordsaat und Limagrain.“ Dabei würde mittels gentechnischer Verfahren der Selbstbefruchter Weizen kastriert, um ihm dann Hybridnachkommen aufzuzwingen. Zum Einsatz käme dabei auch das Gensequenzierungsverfahren CRISPR-Cas9.
Hybride würden den Konzernen perfekt ins Konzept passen, kritisieren die Agrar-Aktivisten, „weil die späteren Samen von solchen Pflanzen nicht wieder ausgesät werden können und deshalb Bäuerinnen und Bauern gezwungen sind, jedes Jahr neues Saatgut einzukaufen. Gerade bei Weizen wäre das weltweit katastrophal: Bisher wird das Saatgut für dieses Getreide, das zusammen mit Mais und Reis weltweit wichtigste Nahrungspflanze ist, noch zu einem großen Teil von Bauern aus der eigenen Ernte gewonnen.“ Die Aktion Agrar und die Saatgutkampagne haben deshalb einen Appell an Forschungsministerin Wanka und Agrarminister Schmidt ins Netz gestellt. Dessen Unterzeichner fordern, dass die derzeitige Hybridforschungsförderung eingestellt und stattdessen ein Förderschwerpunkt auf bäuerliche Züchtung auf dem Feld gelegt wird: Freies Weizensaatgut statt Konzerngetreide.