Der Konzernatlas: Welche Unternehmen herrschen über unsere Ernährung?

Immer weniger Konzerne bestimmen weltweit über einen immer höheren Anteil der Lebens­mittel­erzeugung und Ernährung. Das zeigt der Konzernatlas 2017. Recherchiert und zusammengestellt haben diese Sammlungvon Fakten und Grafiken zur Agrarindustrie die Heinrich-Böll-Stiftung, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Oxfam Deutschland, Germanwatch und Le Monde Diplomatique.

Die wichtigsten Zahlen: Inzwischen kontrollieren lediglich vier Großkonzerne rund 70 Prozent des Welthandels mit Agrarrohstoffen. Drei Konzerne dominieren 50 Prozent des Weltmarkts für Landtechnik. In Deutschland decken vier Supermarktketten 85 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels ab. Werden die beschlossenen Megafusionen im Saatgut- und Chemiebereich von den Kartellbehörden genehmigt, würden nur drei Konzerne mehr als 60 Prozent des globalen Marktes für kommerzielles Saatgut und für Pestizide beherrschen: Bayer-Monsanto, Dupont-Dow und ChemChina-Syngenta.

In den einzelnen Kapiteln geht der Konzernatlas detailliert auf die jeweiligen Bereiche ein.Beschrieben wird zum Beispiel, wie die großen Saatgutkonzerne mit Hilfe von Partnerschaften und Lizenzen versuchen sich neue gentechnische Verfahren wie CRISPR-Cas oder Talen möglichst exklusiv zu sichern. „Monsanto und DuPont beabsichtigen, bis 2012 mit CRISPReditierte Kulturpflanzen auf den Markt zu bringen“, heißt es im Bericht. Da manche Regierungen, darunter die USA, solche Pflanzen nicht als Gentechnik regulieren wollen, erhalte diese Entwicklung einen zusätzlichen Schub.

Wenig bekannt sind die vier größten Agrarhändler der Welt, denen der Konzernatlas ein eigenes Kapitel widmet. Archer Daniels Midland, Bunge, Cargill (alle USA) und die Louis Dreyfus Company (Niederlande) kontrollieren 70 Prozent des weltweiten Handels mit Weizen, Soja, Mais und anderen Agrarrohstoffen. Hinzugekommen zu diesem Quartett ist in den letzten Jahren der staatliche chinesische Händler Cofco. Sie verfügen über Häfen, Schiffe und Verarbeitungsbetriebe wie Ölmühlen und kommen zusammen auf einen Umsatz von rund 350 Milliarden Dollar.

Der Konzernatlas beschreibtmit der Agrarökologie auch eine Alternative zum agrarindustriellen System.Für diese Alternative werden am Samstag, den 21. Januar in Berlin Zehntausende auf die Straße gehen, wenn es zum siebten Mal heißt: „Wir haben es satt!“ Diesmal mit dem Motto: Agrarkonzerne: Finger weg von unserem Essen.