Bericht zeigt Risiken neuer Gentechnik-Verfahren auf

Instrumente wie die Gen-Schere CRISPR-Cas ermöglichen völlig neue Manipulationen des Erbguts. Mit ihrer Hilfe lässt sich zusätzliche, im Labor hergestellte DNA an beliebigen Stellen im Erbgut einbauen. Befürworter dieser Verfahren argumentieren, dass sich das Erbgut damit präzise ändern lasse und deshalb kaum unerwünschte Nebenwirkungen aufträten. Die Organisation Testbiotech bewertet diese neuen Verfahren weitaus kritischer und hat in einem Bericht mögliche Risiken zusammengestellt.

Die neuen Verfahren wie CRISPR seien sehr fehleranfällig, wodurch es zu ungewollten DNA-Veränderungen im Erbgut kommen könne, heißt es im Bericht: „In der Folge könnten die Pflanzen beispielsweise mehr Allergene produzieren, anfälliger für Pflanzenkrankheiten werden oder sich rascher in der Umwelt ausbreiten.“ Besondere Risiken sieht Testbiotech durch die Entwicklung sogenannter Gene Drives. Dabei wird die Veranlagung für die Gen-Schere CRISPR-Cas im Erbgut eines Tieres oder einer Pflanze verankert. Dadurch wiederholt sich die gentechnische Veränderung in der nächsten Generation automatisch und kann sich binnen kurzer Zeit in ganzen Populationen ausbreiten. So könnten etwa Mücken dezimiert oder Unkräuter empfindlicher für Pestizide gemacht werden. Einmal freigesetzt, könnten diese Organismen schwere Schäden an den Ökosystemen verursachen, fürchtet Testbiotech. Weitere Aspekte, auf die der Bericht eingeht, sind Probleme beim Tierschutz, aktuelle Patentanmeldungen sowie Folgen für die biologische Vielfalt.

Testbiotech-Autor Christoph Then argumentiert, dass sich viele Biotechnologie-Firmen in einem „gnadenlosen Wettbewerb um Forschung, Entwicklung und Vermarktung“ befinden und deshalb alles technisch Mögliche auch umsetzen würden. Gleichzeitig würden sie darauf drängen, dass die mit den neuen Verfahren manipulierten Pflanzen und Tiere möglichst ohne Zulassungsverfahren freigesetzt und daraus gewonnene Lebensmittel und das Saatgut ohne Kennzeichnung auf den Markt kommen können. „Um unerwünschte oder sogar gefährliche Nebenwirkungen ausschließen zu können, müssen entsprechende Prüfungsunterlagen vorgelegt werden, die von Behörden und unabhängigen Experten überprüft werden können“, hält der Bericht dagegen. „Andernfalls bliebe nur die Möglichkeit, der Industrie zu glauben, dass es keine Risiken gebe – ein Vorgehen, das rechtlich und wissenschaftlich inakzeptabel wäre.“