Gentechnisch veränderte Petunien aus Deutschland

In Finnland sind gentechnisch veränderte Petunien aufgetaucht, die aus Deutschland und den Niederlanden stammen. Das meldete die finnische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Evira). Risiken für Mensch und Umwelt schloss die Behörde aus. In der EU sind gentechnisch manipulierten Petunien weder für den Anbau oder die Vermarktung zugelassen. Deshalb suchen die Behörden jetzt nach der Herkunft der manipulierten Pflanzen.

Eine Spur führte zu drei Betrieben in Nordrhein-Westfalen, die in großem Stil Petunien vermarkten. Das dortige Umweltministerium ließ in den Gartenbau-Unternehmen Proben sicherstellen. Händler, Züchter und Zulieferer müssten überprüft werden. Es gehe darum, den Ursprung der genetischen Veränderung zu finden, erklärte das Ministerium gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Der BUND Landesverbandes Nordrhein-Westfalen begrüßte die Ermittlungen des Ministeriums. Es müsse alles getan werden, um eine weitere Verbreitung des illegalen Saatguts zu unterbinden. „Wenn es sich als zutreffend erweist, dass Saatgut oder Stecklinge tatsächlich aus deutschen und dabei auch aus NRW-Unternehmen nach Finnland und ggf. in weitere Länder verkauft wurden, zeigt dieses einen völligen Kontrollverlust von Behörden, Forschungseinrichtungen und Handel auf.“, schrieb der Verband. Der Zentralverband Gartenbau hat seinen Mitgliedern empfohlen, den Verkauf von orangefarbenen Petunien einzustellen bis die Ergebnisse der Untersuchungen vorlägen. Er forderte „absolute Transparenz und Kooperation mit den Behörden, um den Schaden zu minimieren.“

Dieser könnte beträchtlich sein. Das Erwerbsgartenbau-Portals Gabot listete neun Sorten auf, die gentechnisch verändertes Erbgut aufwiesen, ebenso die vertreibenden Firmen, unter denen sich neben den drei Unternehmen aus NRW zwei niederländische Betriebe und der Schweizer Konzern Syngenta befinden. Eine kurze Google-Suche zeigt, dass zahlreiche Gartenbaubetrieb diese veränderten Sorten anbieten. Das ist erstaunlich, denn orangefarbene Petunien gibt es in der Natur nicht, was aber anscheinend keinen der Betriebe, die damit handelten, zu kritischen Nachfragen veranlasste. Der BUND sprach von einem „völligen Kontrollverlust von Behörden, Forschungseinrichtungen und Handel.“

Weil es keine natürlich orangefarbenen Petunien gibt, versuchte das Kölner Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung Anfang der 90er Jahre, Petunien gentechnisch so zu verändern, dass sie orangefarben blühen. Der Feldversuch scheiterte jedoch, da die Farbänderung nicht stabil war. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte ein Sprecher des Instituts, er halte es für ausgeschlossen, dass die aktuell aufgetauchten Pflanzen das damals veränderte Erbgut enthalten. Die Forschungen würden schon seit langem nicht mehr weitergeführt, und Petunien seien gerade deshalb gewählt worden, weil sie sich nicht weiterverbreiten. Unabhängig davon, wer nun die Petunien manipuliert hat, zeigt der Fall aus Sicht des BUND, dass offenbar keine klare Trennung von Forschung und Saatgutvermehrung und –handel bestehe. „Die Behauptung von Gentech-Unternehmen, alles sei sicher und man habe stets alles im Griff, ist einmal mehr widerlegt“, schrieb der Umweltverband.