Gentech-Petunien auch in den USA aufgetaucht

Orange-blühende genmanipulierte Petunien haben ganz ohne Zulassung längst den Weltmarkt erobert. Und es wäre niemandem aufgefallen, hätte nicht die finnische Lebensmittelbehörde im April Verdacht geschöpft und die Zierpflanzen ins Labor geschickt. Seither sind Behörden überall in der EU damit beschäftigt, die GVO-Petunien vom Markt zu nehmen. Mitte Mai teilte die für Gentechnik zuständige US-Behörde Aphis mit, dass in den USA mehrere orange GVO-Petunien-Sorten auf dem Markt seien. Die betroffenen Pflanzen seien aus Afrika, Asien, Mittelamerika, Europa, Südamerika, Australien, Israel und Mexiko in die USA eingeführt worden und hätten keine Zulassung.

Orange blühende Petunien kommen in der Natur nicht vor. Deshalb hatte das Kölner Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung Anfang der 90er Jahre versucht, mit Hilfe eines Mais-Gens Petunien so zu verändern, dass sie orangefarben blühen. Der Feldversuch scheiterte jedoch, da die Farbänderung nicht stabil war. Umso verwunderlicher ist es, das scheinbar niemand in der Gartenbaubranche Verdacht schöpfte oder zumindest nachfragte, als – vermutlich schon vor einigen Jahren – die ersten orangen Petunien auf den Markt kamen. Im Gegenteil: Züchter und Händler freuten sich anscheinend über diese Bereicherung und arbeiteten mit dem Pflanzenmaterial. Die Liste des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mit nachgewiesenen GVO-Petunien umfasst inzwischen rund 30 Sortenbezeichnungen. Auch den Behörden waren die orangen Petunien in Gartencentern und Gärtnereien scheinbar nie aufgefallen – außer in Finnland.

Wer das fremde Erbgut für die orange Blütenfarbe in die Petunien eingeschleust und diese dann auf den Markt gebracht hat, ist weiter unbekannt. Das BVL schreibt in seiner Zwischenbilanz, bei den Untersuchungen der Petunien sei auch ein Mais-Gen gefunden wurden. Ob es sich um das gleiche Gen handelt, das vor bald 30 Jahren die Max-Planck-Wissenschafler in Petunien eingebaut hatten, sagt das BVL nicht.

Ausführlich und aktuell informiert das Erwerbsgartenbau-Portal gabot.de über die GVO-Petunien. Dort finden sich auch die folgenden Zahlen: Allein in Deutschland bauen über 2000 Betriebe jedes Jahr 43 Millionen Petunien für die Endverbraucher an. Diese geben für die Zierpflanzen gut 100 Millionen Euro aus. „Der Anteil orangefarbener Petunien liegt nach Schätzungen von Fachleuten deutlich unter 5% innerhalb des Petuniensortiments“, schreibt gabot.de. Das Portal weist auch darauf hin, dass die betroffenen Gartenbaubetriebe noch juristischen Ärger bekommen könnten. Wer vorsätzlich oder fahrlässig ohne Genehmigung gentechnisch veränderte Produkte in den Verkehr bringe, handle ordnungswidrig. „Verstöße gegen das Gentechnikgesetz sind Offizialdelikte, die von Amts wegen verfolgt werden. Die Tatbestände, um die es bei den aktuellen Petunienfunden geht, sind möglicherweise sowohl bußgeld- als auch strafbewehrt“.