Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat ihre Risikobewertung zu Glyphosat vor der Veröffentlichung von den Pestizidherstellern gegenlesen lassen – und Änderungen akkzeptiert. Das zeigen E-Mails, die von der lobbykritischen Brüsseler Organsiation Organisation Corporate Europe Observatory (CEO) veröffentlicht wurden.
Dass die Hersteller von Pestizidwirkstoffen die Berichte vorab einsehen dürfen, ist gängige Praxis und gesetzlich geregelt: in Artikel 13 Absatz 2 der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 844/2012. Die Verordnung gibt den Pestizidherstellern das Recht, den Bericht zwei Wochen vor der geplanten Veröffentlichung durchzulesen und zu beantragen, „dass bestimmte Teile der Schlussfolgerung vertraulich behandelt werden“. Dies gebe der Industrie die Möglichkeit, hinter verschlossenen Türen zwei Wochen Druck auf die Behördenmitarbeiter auszuüben, bemängelt CEO. Gleichzeitig würden die Anfragen kritischer Organisationen mit Verweis auf Geschäftsgeheimnisse abgelehnt und Industriestudien unter Verschluss gehalten.
Im Falle von Glyphosat schickte die EFSA den Entwurf an das Beratungsunternehmen Dr. Knoell Consult, das die in der Glyhosate Task Force (GTF) zusammengeschlossenen Hersteller vertrat. Doch Knoell und die GTF beschränkten sich nicht darauf, die Passagen zu schwärzen, die nach Ansicht der Hersteller vertrauliche Informationen enthielten. Der Kunde habe bei der Durchsicht einige Fehler entdeckt, schrieb Knoell in einer der Mails und in einer weiteren hieß es, das Unternehmen Dow Agroscience habe einige Zweifel an den Schlußfolgerungen der Behörde. Zwar weist der EFSA-Mitarbeiter darauf hin, dass das eigentlich nicht der richtige Zeitpunkt für solche Einwände sei. Doch etwas später schreibt er: „Alle ihre Kommentare zu den Seiten 44, 46 und 53 des Berichts wurden übernommen.“ Was konkret abgeändert wurde, wisse man nicht, sagt CEO. Denn die in den E-Mails genannten Anhänge habe die EFSA bei der Herausgabe des Mailverkehrs nicht mitgeliefert. Erst nachdem die Hersteller ihr o.k. gaben, wurde der Bericht schließlich veröffentlicht.