Seit Jahren arbeitet das brasilianischen Zentrum für Zuckerrohrtechnologie (CTC, Centro de Tecnologia Canavieira) an gentechnisch veränderten (gv) Zuckerrohr-Varianten. Mit BASF will es gv-Zuckerrohr entwickeln, das mit weniger Wasser auskommt und mit Bayer forscht es an Pflanzen mit höherem Zuckergehalt. Im Dezember 2015 hatte das CTC die Antragsunterlagen für eine erste Sorte gv-Zuckerrohr bei der brasilianischen Genehmigungsbehörde CTNBio eingereicht. Nur eineinhalb Jahre später kam nun die Genehmigung, wie die Agentur Reuters berichtete.
Der Zuckerrohr-Industrieverband Unica begrüßte die Zulassung. Denn die Pflanze CTC 20 Bt soll gegen den wichtigsten Schädling resistent sein. Der Zuckerrohrbohrer ist ein Käfer, dessen Larven sich über die Pflanzen hermachen. Auf 1,3 Milliarden Euro beziffert der Verband die jährlich dadurch entstehenden Schäden. CTC 20 Bt produziert in Blättern und Stängel ein Bakteriengift, das die Larven abtöten soll, sobald diese von der Pflanze fressen. Dieses Bt-Toxin findet sich auch häufig in gentechnisch veränderten Mais- und Baumwollpflanzen.
In Brasilien wird auf zehn Millionen Hektar Zuckerrohr angebaut. Es wird zu Zucker als Nahrungsmittel verarbeitet, aber auch zu Ethanol, das als Treibstoff oder als Basis für Kunststoffprodukte dient. Den Zucker exportiert Brasilien laut Reuters in 150 Länder. CTC habe bereits Importzulassungen für die USA und Kanada beantragt und wolle entsprechende Anträge auch für die wichtigsten asiatischen Märkte stellen. Die EU erwähnt Reuters nicht.
Gentech-Zucker aus Zuckerrohr wird es dennoch so schnell nicht auf den Markt geben. CTC plant, die ersten Setzlinge im nächsten Jahr auszuliefern. Es werde mindestens noch drei Jahre dauern, bis daraus gewonnener Zucker verkauft würde, zitiert Reuters den Geschäftsführer von CTC, Gustavo Leite. Zudem ist einmal gepflanztes Zuckerrohr fünf bis sieben Jahre produktiv. Es wird also jedes Jahr nur ein kleiner Teil der Anbaufläche überhaupt neu bepflanzt.
Auch Augusto Freire von der brasilianischen ProTerra-Stiftung rechnet nicht mit einer raschen Verbreitung. Doch zumindest die Zuckerverarbeiter im Nordosten des Landes stünden den Gentechnik-Pflanzen positiv gegenüber, sagte Freire in einer Meldung des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG). Eine Auskreuzung auf dem Feld halte er für eher unwahrscheinlich, da das Zuckerrohr aus Ertrags- und Qualitätsgründen üblicherweise vor der Blüte geschnitten werde. Allerding blieben die Spitzen der Pflanzen als Mulch auf den Feldern und das darin enthaltene Gift könnte Mikroorganismen schädigen. Auch werde die Monopolisierung des Saatguts weiter vorangetrieben, warnte der brasilianische Umweltexperte.
CTC hingegen sieht sich erst am Anfang. Gegenüber dem Verband Unica- kündigte der CTC-Geschäftsführer an, in den nächsten Jahren ein Portfolio an resistenten Sorten zu entwickeln, die an die jeweiligen regionalen Anbaubedingungen angepasst seien. Zudem wolle er Zuckerrohr auch mit anderen Schädlingsresistenzen und Herbizidtoleranzen ausstatten.