US Army und Bill Gates fördern Gene Drives

UDie größten privaten Förderer der umstritteten Gene Drive Technologie sind das US-Militär und die Bill und Melinda Gates Stiftung. Das zeigen E-Mails, die von der kanadischen Umweltorganisation ETC Group veröffentlicht wurden.

Gene Drives sind Manipulationen am Erbgut, durch die eine bestimmte, vorher gentechnisch eingebaute Eigenschaft in Pflanzen oder Tieren dominant vererbt wird und sich dadurch besonders schnell in einer Population ausbreitet. Gentechniker hoffen, mit dieser Technologie beispielsweise Krankheiten verbreitende Stechmücken auszurotten. Umweltschützer warnen vor unkalkulierbaren ökologischen Folgen, sollten Lebewesen mit Gene Drive Systemen freigesetzt werden.

Die von ETC veröffentlichten Mails – die Gene Drive Files – zeigen, dass die Forschungsagentur DAPRA des US-Militärs (U.S. Defense Advanced Research Projects Agency) mit bisher 100 Millionen US-Dollar (das sind 85 Millionen Euro) diverse Gene Drive Forschungsprojekte unterstützt hat. ETC berichtet zudem von einer geheimen Studie von US-Militärberatern. In einer der Mails dazu heißt es, die Studie solle mögliche Bedrohungen aufzeigen, die diese Technologie in der Hand eines Gegners darstellen könnte. Sie solle aber auch die technischen Hindernisse beschreiben, die noch zu überwinden seien, um die Technologie zu entwickeln und in der Umwelt einzusetzen. Besonders interessierte die Militärs, was in den nächsten drei bis zehn Jahre insbesondere im landwirtschaftlichen Bereich realisierbar scheint. Die Mails zeigen auch, dass die Studie im Sommer 2017 mit einem zweitägigen Treffen ausgewählter Gene Drive Forscher eingeleitet wurde, bei dem ein hochrangiger Monasanto-Manager referierte. „Es ist das erste Mal, dass Monsantos Interesse an Gene Drives öffentlich wurde“, kommentierte die ETC Group. Ihrer Ansicht nach ist die Militäragentur mit 100 Millionen Dollar weltweit der größte Einzelunterstützer der Gene Drive Forschung. Auf den Plätzen zwei und drei folgen demnach die Gates Stiftung mit 75 Millionen US-Dollar und der indische Tata Trust mit 70 Millionen Dollar.

Gates unterstützt vor allem britische Forscher, die planen, mit Gene Drive Malaria in Afrika zu bekämpfen. Gleichzeitig versucht die Stiftung, politische Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Die Gene Drive Files belegen, dass die Stiftung für 1,6 Millionen Dollar (1,4 Millionen Euro) die PR-Firma Emerging Ag damit beauftragte, heimlich das Online Forum on Synthetic Biology zu unterwandern. Dabei handelt es sich um ein wichtiges Gremium, das im Rahmen der UN-Konvention zur Biodiversität (CBD) arbeitet und sich mit den Umweltrisiken befasst, die eine Freisetzung mit Gene Drive manipulierter Lebewesen mit sich bringen könnte. Einer der Aufträge an die Firma lautete, gegen vorgeschlagene Moratorien für Gene Drives vorzugehen. Ein solches Moratorium hatten zahlreiche Umweltorganisationen im Vorfeld der UN-Biodiversitätskonferenz im Dezember 2016 in Mexiko gefordert – ohne Erfolg. Zu den Moratoriumsbefürwortern gehört die Heinrich-Böll-Stiftung. Sie hat die Gen Drive Files ausführlich aufbereitet.