Die Organisation Testbiotech wirft den Konzernen Dow und Bayer vor, Daten für die Risikoprüfung von gentechnisch veränderten Sojasorten manipuliert zu haben. Dabei bezieht sich Testbiotech auf Studien, die von den Firmen im Rahmen der EU-Zulassungsprüfung vorgelegt wurden. Demnach hätte Dow bei Fütterungsversuchen mit Ratten eine spezielle Probe der Gentechnik-Soja verwendet, die mit wesentlich weniger Spitzmittel behandelt wurde, als es in der Praxis der Fall sei. Die Firma Bayer habe beim Versuchsanbau ihrer Soja nur einen Bruchteil der tatsächlich üblichen Spitzmittelmengen eingesetzt.
Die gentechnisch veränderten Soja-Pflanzen von Bayer und Dow sind jeweils mit Resistenzen gegen drei verschiedene Herbizide ausgestattet, darunter auch Glyphosat. Laut Testbiotech schreiben die Prüfvorschriften der EU vor, dass die Pflanzen für die Risikoprüfung mit den entsprechenden Herbiziden behandelt werden müssen. „Werden bei Versuchen wesentlich weniger Herbizide eingesetzt, als dies in der Praxis üblich ist, beeinflusst dies nicht nur die Menge der jeweiligen Rückstände“, argumentiert Testbiotech. In Abhängigkeit von der Menge der Spritzmittel könnten sich auch die Inhaltsstoffe der Pflanzen verändern und so beispielsweise Allergien oder die Wirkung pflanzlicher Östrogene verstärkt werden. „Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hätte diese Daten nicht akzeptieren dürfen“, sagt deshalb Testbiotech-Geschäftsführer Christoph Then und verlangt einen Stopp der EU-Zulassung der beiden Gentechnik-Sojabohnen. Nachdem die EU-Mitgliedsstaaten sich nicht einigen konnten, entscheidet in den nächsten Wochen die EU-Kommission über die Zulassung.
Im Oktober 2017 hatte das Europa-Parlament eine Zulassung der zwei Sorten dreifach-resistenter Gentech-Sojabohnen abgelehnt. Allerdings ist die Kommission an dieses Votum nicht gebunden.
Aktualisierung: Am 10. Januar teilte Testbiotech mit, dass die EU-Kommission über Weihnachten für die beiden umstrittenen Soja-Linien (und vier weitere) den Import in die EU und die Verwendung als Futter- und Lebensmittel zugelassen habe.