Wieder patentiert das EPA eine konventionell gezüchtete Pflanze – diesmal eine Melone

Das Europäische Patentamt (EPA) hat ein Patent auf konventionell gezüchtete Melonen mit einer erhöhten Resistenz gegenüber falschem Mehltau erteilt. Beantragt hatte das Patent das niederländische Saatgut-Unternehmen Enza Zaden. Das Bündnis Keine Patente auf Saatgut! wirft dem EPA vor, seine umstrittene Patentierungspraxis fortzusetzen, obwohl der Verwaltungsrat der Behörde im Juni 2017 neue, strengere Regeln beschlossen habe.

Nach Ansicht von Keine Patente auf Saatgut! hat Enza Zaden nichts erfunden. Das Unternehmen habe lediglich, ohne Einsatz von Gentechnik, das Erbgut von Pflanzen nach zufälligen Mutationen durchsucht. Die gefundene Mutation lasse sich Enza jetzt patentieren – und zwar nicht nur für Kürbis. Enza habe „bereits sechs weitere Patente auf Trauben, Gurken, Soja, Zwiebeln, Tomaten und Kartoffeln erhalten, die alle die gleichen Veränderungen im Erbgut aufweisen“, schreiben die Patent-Gegner. Zahlreiche andere Patente sind eingereicht.

„Eine einzige zufällige Mutation reicht aus, um den ganzen Gemüsegarten zu patentieren. Hier geht es offensichtlich nicht um Erfindungen, sondern um Monopolisierung der biologischen Vielfalt, die für die Züchtung der Zukunft benötigt wird“, sagte Christoph Then für Keine Patente auf Saatgut!. Er wirft Enza vor, systematisch das Patentrecht zu mißbrauchen. Die Firma schränke die Verwendung ihres patentierten Saatguts in ihren Allgemeinen Verkaufs- und Lieferbedingungen auf nur eine Anbausaison ein. Jeglicher Tausch, jegliche Wiederverwendung, Forschung oder weitere Züchtung sei verboten. Wer Saatgut von Enza erwerbe, habe diese Bedingungen zu unterschreiben und sei damit automatisch in deren Patente-Falle gefangen. Kunden bei Enza sind auch zahlreiche Bio-Landwirte und Gärtner, die ökologisch vermehrtes Gemüsesaatgut von der Enza-Tochter Vitalis beziehen.

Das Unternehmen selbst schreibt auf seiner Webseite, es sei „kein Verfechter des Patentschutzes für natürliche Prozesse und Produkte oder Entdeckungen. Wir sind aber der Meinung, dass ein Patent auf durch menschliche Fähigkeiten zustande gekommene Techniken und Produkte in Pflanzen möglich sein muss.“