Gentech-Baumwolle in Indien: mehr Pestizide, mehr Dünger, stagnierende Erträge

In den letzten zehn Jahren sind die Baumwoll-Erträge der indischen Bauern kaum gestiegen. Dabei setzen die Landwirte immer mehr Kunstdünger ein und greifen seit einigen Jahren auch verstärkt zu Pestiziden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der indischen Initiative FaktChecker.

Ausgangspunkt der FaktChecker-Recherche war eine Behauptung des indischen Umweltministers, wonach sich seit der Einführung gentechnisch veränderter BT-Baumwolle in Indien die Baumwollernte des Landes fast verdoppelt habe. Diese Steigerung sei lediglich auf eine Ausweitung der Anbaufläche zurückzuführen, hält FaktChecker –Autor Rohot Parakh dagegen. Die Erträge je Hektar seien, den amtlichen Statistiken zufolge, kaum gestiegen. Im Wirtschaftsjahr 2005/2006 waren es 472 Kilogramm je Hektar (kg/ha) bei einem Anteil von Bt-Baumwoll von zwölf Prozent. 2015/16 lag der Ertrag bei 484 kg/ha und der Bt-Anteil betrug 92 Prozent.

Den stagnierenden Erträgen standen laut Parakh erhebliche Mehraufwendungen der Bauern gegenüber. Der Einsatz von mineralischem Dünger für den Baumwollanbau sei von 2005/06 bis 2015/16 um 128 Prozent gestiegen. Verdoppelt habe sich in den letzten Jahren auch die Menge an Insektiziden, die auf Baumwollfeldern ausgebracht wurden. Der Report weist daraufhin, dass die Rückstände in die Nahrungskette gelangen können, da in Indien die Baumwollsamen traditionell zu Öl verarbeitet werden.

K.R. Kranthi, Direktor des indischen Baumwollforschungsinstituts, weist noch auf zwei weitere Aspekte hin, die die Baumwollerträge in den letzten Jahren positiv beeinflusst haben. Aufgrund der jahrelang guten Marktpreise hätten Landwirte fruchtbare und bewässerte Flächen, auf denen bisher Gemüse oder Erdüsse wuchsen, auf Baumwolle umgestellt. Zudem habe die zunehmende Behandlung von Saatgut mit Neonicotinoiden den Schädlingsbefall verringert.