Eine Untersuchung belegt, dass die Zutaten in glyphosathaltigen Herbiziden weitaus giftiger sind als der Wirkstoff Glyphosat alleine. Das haben auch schon andere Studien gezeigt, doch diesmal haben die Ergebnisse besonderes Gewicht: Sie stammen aus dem US-Gesundheitsministerium.
Das National Toxicology Programm (NTP) des US-Gesundheitsministeriums vergleicht derzeit die Wirkungen von Glyphosat als isolierter Substanz mit fertigen Herbizidmischungen, die Glyphosat als Wirkstoff enthalten, dazu aber auch Chemikalien, die etwa dafür sorgen, dass sich der Wirkstoff gut auf den Blattoberfäche verteilt oder in das Blatt einzieht. Die Organisation U.S. Right to Know hat erste Ergebnisse dieser Untersuchungen veröffentlicht, die an menschlichen Zell-Linien durchgeführt wurden. Die britische Zeitschrift Guardian hat darüber berichtet. Sie zitierte Mike DeVito, der Leiter des NTP-Fotschungsprogramms: „Wir konnten sehen, dass die Mischungen weit giftiger waren. Sie haben die Zellen getötet. Glyphosat hat das nicht geschafft.“ Die Mischungen seien bis zum 1000-fachen potenter gewesen, heißt es in der Untersuchung. Diese ersten Ergebnisse belegten allerdings nicht, dass die Mischungen Krebs oder andere Krankheiten verursachen würden, schränkte Mike DeVito gegenüber dem Guardian ein. Um das festzustellen, seien weitere Untersuchungen notwendig.
Doch das sei nicht so einfach: „Wir kennen die Rezepturen nicht, das sind Geschäftsgeheimnisse“, erklärte DeVito dem Guardian. Eine ebenfalls von U.S .Right to Know veröffentlichte Zusammenfassung eines Treffens von Mitarbeitern der US-Umweltbehörde EPA und Monsanto im Frühjahr 2016 legt nahe, dass auch die Behörde keine Daten über Monsantos Pestizidmischungen und deren Risiken hat. Man sei an jeglichen Informationen interessiert, die Monsanto über Unterschiede zwischen Wirkstoff und Pestizidmischung habe, heißt es darin. The Guardian wirft die Frage auf, ob Monsanto selbst jemals die Giftigkeit der fertigen Mischungen untersucht hat und verweist auf interne Monsanto-Emails aus den Jahren 2003 und 2010. In ihnen schrieben Mitarbeiter des Konzerns, dass fertige Pestizide nicht auf ihre krebserzeugende Wirkung hin überprüft worden seien.
Vielleicht sollten EPA und NTP einmal das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) fragen. Die Behörde ist in Deutschland für Pestizidzulassungen zuständig und schreibt: „Antragsteller müssen mit dem Zulassungsantrag für ein Pflanzenschutzmittel alle Einzelheiten der Rezeptur mitteilen. Diese Rezeptur ist Gegenstand der Prüfung und darf nach der Zulassung nicht ohne weiteres geändert werden.“ Bei der Zulassung eines Pflanzenschutzmittels werde auch geprüft, ob Beistoffe wie Lösungsmittel, Emulgatoren, Trägerstoffe, Farbstoffe oder Treibgase bedenklich hinsichtlich der Gesundheit oder Umwelt seien. Grundlage dafür seien die vorhandenen Daten und Informationen sowie bestimmte Tests. „Wenn Fragen offen bleiben, können die Behörden auch gezielt bestimmte Studien mit einzelnen Beistoffen verlangen.“ Relevant ist dies deshalb, weil das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in den nächsten Monaten entscheiden muss, ob es 36 glyphosathaltige Spritzmittel in der Bundesrepublik neu zulässt. Und offene Fragen gibt es nach den Untersuchungen des NTP offensichtlich.