Glyphosat und glyphosathaltige Herbizide verändern bereits in minimalen Dosen bei jungen Ratten die Darmflora. Außerdem beeinflussen sie biologische Marker, die mit geschlechtlicher Entwicklung und genetischen Schädigungen verbunden sind. Zu diesen Ergebnissen kam eine unabhängige, crowd-finanzierte Studie, die nun mit Langzeitversuchen fortgesetzt werden soll.
Durchgeführt hat die Studie das auf Krebsforschung spezialisierte italienische Ramazzini-Institut zusammen mit Partnern in Italien, den USA und China. Die Wissenschaftler verglichen dabei die Wirkungen von purem Glyphosat und dem glyphosathaltigen Herbizid Roundup auf Ratten. Diese bekamen den Wirkstoff in einer Menge verabreicht, die von der US-Umweltbehörde EPA als sicher für den Menschen bezeichnet wird: 1,75 Milligramm Glyphosat je Kilogramm Körpergewicht. Gefüttert damit wurden erst die schwangeren Mütter und dann nach Ende der Säugezeit deren Nachwuchs. Das Alter der Tiere am Ende des dreimonatigen Versuchs entsprach etwa 18 Menschenjahren.
Die ersten, jetzt veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass selbst in diesen kleinen Mengen sowohl Glyphosat als auch Roundup noch vor der Pubertät der Versuchstiere deren Darmflora deutlich verändert hatten. Welche gesundheitlichen Auswirkungen dies haben könne, müsse weiter erforscht werden, schreiben die Wissenschaftler. Zudem stellten sie fest, dass sich Glyphosat langfristig im Körper der Tiere anreicherte.
Verändert haben sich nach Angaben des Ramazzini-Instituts auch biologische Parameter, die mit der geschlechtlichen Entwicklung der Tiere in Zusammenhang stehen, insbesondere bei weiblichen Ratten. Zudem sei bei jungen Tieren eine signifikante Zunahme von Mikrokernen beobachtet worden. Dies gilt als Hinweis auf eine verstärkte Schädigung des Erbguts. Die Aufsätze mit den Daten dieser Untersuchungen seien bei Fachzeitschriften eingereicht und würden bald veröffentlicht, schreibt das Institut.
Finanziert hat das Ramazzini-Institut diese ersten Untersuchungen durch eine Crowdfunding-Kampagne unter seinen italienischen Unterstützern. Den jetzt gefundenen Hinweisen wollen die Forscher nun in einer Langzeitstudie über das gesamte Lebensalter der Tiere, das sind etwa zwei Jahre, nachgehen. Um die dafür veranschlagten Kosten von fünf Millionen Euro zu decken, haben sie eine neue Crowdfunding-Kampagne gestartet.