Monsanto: Geschworene entscheiden über Roundup und Krebsverdacht:

Eine Jury von Geschworenen in San Franisco muss in den nächsten Wochen darüber entscheiden, ob Monsantos Herbizid Roundup Krebs verursacht. Es ist der am weitesten gediehene von zahlreichen Prozessen, die sich der Konzern Bayer mit seiner Monsanto-Übernahme eingehandelt hat. Im US-Rechtssystem ist die Jury-Verhandlung der letzte Schritt, nachdem ein ermittelnder Richter im Vorfeld die Positionen und Argumente beider Seiten zusammengestellt hat.

Entscheiden müssen die Geschworenen über die Klage des 46-jährigen DeWayne Johnson. Er pflegte die Grünanlagen eines kalifornischen Schulzentrums. 2014 bekam er Lymphdrüsenkrebs und führte die Erkrankung darauf zurück, dass er regelmäßig das Herbizid Roundup eingesetzt hatte. Nach zwei Jahre dauernden Ermittlungen hat der zuständige Richter am San Francisco State Court den Fall nun der Geschworenen vorgelegt und sie angewiesen, nicht nur zu prüfen, ob Johnsons Erkrankung ursächlich auf Roundup zurückzuführen sei. Sie sollen auch Vorwürfe berücksichtigen, wonach Monsanto Belege für die Risiken seines Herbizids verheimlicht habe, berichtete die britische Zeitung The Guardian.

Das Verfahren Johnson vs. Monsanto ist längst nicht der einzige Prozess, der sich mit dem Krebsrisiko von Roundup befasst. Vor einem Bundesgericht in San Francisco haben 425 Krebskranke oder ihre Nachkommen eine Sammelklage eingereicht. Das Verfahren wurde bekannt, weil der ermittelnde Richter zahlreiche interne Mails und Dokumente von Monsanto öffentlich machte. Diese ‚Monsanto Papers’ belegten, wie Monsanto Behörden beeinflusste und Wissenschaftler für wohlwollende Publikationen bezahlte. Auch vor den Gerichten mehrerer US-Bundesstaaten sind Sammelklagen von Betroffenen anhängig, die eine Krebserkrankung auf Roundup und dessen Wirkstoff Glyphosat zurückführen. Die Organisation US Right to Know berichtet von insgesamt über 4.000 Klägern. Im Oktober 2018 soll die nächste Sammelklage in St Louis, Missouri, dem Firmensitz von Monsanto, einer Jury vorgelegt werden.

Neben den Krebs-Verfahren liegen US-Gerichten auch zahlreiche Klagen vor, in den Landwirte Ersatz für die Schäden verlangen, die das von Monsanto vertriebene Herbizid Dicamba auf ihren Äckern angerichtet hat. Der Konzern hatte den leicht flüchtigenWirkstoff zusammen mit dem Saatgut dicambaresistenter-Gentech-Pflanzen auf den Markt gebracht. Von den Feldern der damit arbeitenden Landwirte war Dicamba mit dem Wind auf Nachbarfelder abgedriftet und hatte die dort wachsenden Pflanzen vernichtet. Der Fall eines Obstbauern, der dadurch 30.000 Bäume verloren hat, soll nächstes Jahr in Missouri vor einer Jury verhandelt werden, stellvertretend für 15 Sammelklagen, die in den vier U.S.Staaten Missouri, Illinois, Arkansas und Kansas eingereicht wurden.

Diese und weitere Verfahren, etwa über Patentstreitigkeiten in Indien oder Brasilien, hat der deutsche Konzern Bayer mit der kürzlich abgesegneten Übernahme von Monsanto mit eingekauft. Um solche Prozessrisiken abzusichern, bilden Unternehmen in ihren Bilanzen Rückstellungen. Im Bayer-Geschäftsbericht für 2017 sind die von Monsanto übernommen Risiken noch nicht abgebildet. Monsanto habe für Umweltschäden und Rechtsstreitigkeiten 277 Millionen US-Dollar (240 Millionen Euro) auf die Seite gelegt, schrieb der Nachrichtendienst Bloomberg. Ob das reicht, dürfte wesentlich davon abhängen, wie die Jury im Fall Johnson vs. Monsanto entscheiden wird. Die Entscheidung werde wegweisend für andere Fälle sein“, zitierte Bloomberg Johnsons Anwalt Tim Litzenburg.