Gentechnikfreie Regionen fordern internationales GVO-Register

Das europäische Netzwerk gentechnikfreier Regionen hat in einer Deklaration gefordert, ein internationales Register gentechnisch veränderter Organismen (GVO) einzurichten. Dort sollen auch Pflanzen und Tiere eingetragen werden, deren Erbgut mit Hilfe von Gentechnik-Scheren wie CRISPR/Cas manipuliert wurde. Als passenden Rahmen dafür schlug das Netzwerk das bestehende Register des Biosafety Clearinghouse aus dem Cartagena Protokoll für die biologische Sicherheit vor.

Dem Netzwerk gehören 64 europäische Regionen an, die sich als gentechnikfrei erklärt haben. Präsidentin ist die hessische Umweltstaatssekretärin Beatrix Tappeser. Sie begrüßte bei der Eröffnung des neunten Netzwerktreffens vergangene Woche in Berlin die jüngste Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zur Einstufung von CRISPR/Cas. „Das ist für uns ein wichtiger Meilenstein, mit dem klargestellt wird, dass auch die mit den neuen Gentechnikverfahren erzeugten Lebens- und Futtermittel einer umfassenden Risikobewertung, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung unterliegen müssen.“ Da in zahlreichen Staaten außerhalb der EU solche Erzeugnisse nicht als Gentechnik eingestuft würden, sei ein öffentliches internationales Register aller weltweit freigesetzten GVO erforderlich.

Als besorgniserregend bewerteten die Mitglieder des Netzwerks, sogenannte „gene drives“. Dabei werden die Gene etwa eines Insekts so manipuliert, dass die Veränderung sich in innerhalb weniger Generationen in einer ganzen Population ausbreitet und diese auslöschen kann. „Eine Freisetzung solcher Organismen, die ganze Populationen vernichten können, ist aus unserer Sicht nicht vertretbar“, erkläre Tappeser. Die EU und die internationale Staatengemeinschaft müssten ein Moratorium beschließen.

Angesichts der deutlich gestiegenen Konzentration von Markt – und Forschungsmacht im Saatgut – und Agrochemiegeschäft plädierten die gentechnikfreien Regionen für mehr öffentliches Engagement in der Saatgutzüchtung und –forschung ohne Gentechnik. „Die genetische Vielfalt aller Pflanzen und Tiere sollte als eines der wertvollsten öffentlichen Güter der Menschheit erhalten und zugänglich bleiben“, heißt es in der Deklaration.

Darin bezeichnete das Netzwerk das Konzept der gentechnikfreien Regionen als Erfolgsgeschichte. Die regionale Zusammenarbeit mit Bauernverbänden, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen entlang der gesamten Agrar – und Lebensmittelwertschöpfungskette sei ein starkes und solides Fundament dieser regionalen Bewegung. Zusätzlich sei durch die zunehmende Gentechnikfrei-Kennzeichnung von Lebensmitteln die Nachfrage nach regional produzierten, gentechnikfreien Eiweißpflanzen angestiegen – mit vielfältigen Vorteilen für die regionale Wirtschaft, die Fruchtfolge und die Bodenfruchtbarkeit.