Der Einsatz von Glphosat in Deutschland hat 2017 deutlich um 900 Tonnen zugenommen. Insgesamt brachten die Landwirte rund 4.700 Tonnen des möglicherweise krebserregenden Wirkstoffes auf ihre Äcker aus. Das berichtete das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).
Laut seinem jährlichen Bericht über den Absatz von Pestiziden in Deutschland haben die Hersteller von Pestiziden 2017 insgesamt 277 verschiedene Wirkstoffe in einer Gesamtmenge von 34.583 Tonnen verkauft. Das waren 2.300 Tonnen oder sieben Prozent mehr als im Vorjahr. 16.700 Tonnen, also fast die Hälfte der Menge, entfiel auf Herbizide. Wichtigster Wirkstoff war Glyphosat, von dem 4.694 Tonnen verkauft wurden. Lediglich 39 Tonnen des Herbizids wurden an „nicht berufliche Verwender“ abgegeben, also an Privatleute, die damit ihre Gärten oder Terrassen unkrautfrei spritzten. 68 Tonnen setzte die Deutsche Bahn ein, um ihre Gleise unkrautfrei zu halten, berichtete die WirtschaftsWoche. Der allergrößte Teil des Glyphosats jedoch landete auf dem Acker.
Um den Glyphosatausstieg voranzubringen, hatte sich die Bundesregierung im Januar 2018 auf eine Ackerbaustrategie verständigt. Im Koalitionsvertrag vom März 2018 heißt es dazu: „Wir werden mit einer systematischen Minderungsstrategie den Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln deutlich einschränken mit dem Ziel, die Anwendung so schnell wie möglich grundsätzlich zu beenden. Dazu werden wir gemeinsam mit der Landwirtschaft Alternativen im Rahmen einer Ackerbaustrategie entwickeln und u. a. umwelt- und naturverträgliche Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln regeln.“ Die Landwirtschaftsverbände haben allerdings schon deutlich gemacht, wie sie sich ihre Ackerbaustrategie vorstellen und im Mai 2018 ein eigenes Stragetgiepapier veröffentlicht. Darin heißt es, der Einsatz von Glyphosat sei „im Rahmen der konservierenden Bodenbearbeitung zur pfluglosen Beseitigung von Unkräutern, Ausfallgetreide und -raps sowie Zwischenfrüchten unverzichtbar.“
Zur Reduzierung der Glyphosatanwendung wollte die Ministerin auch einen Verordnungsentwurf erarbeiten. Er ist inzwischen fertig, befindet sich aber noch in der Ressortabstimmung und wurde bisher nicht veröffentlich. Was drinsteht, hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner schon im Frühjahr mitgeteilt: Verboten werden soll lediglich der Einsatz des Mittels für Hobby-Gärtner sowie in Parks, Sportstätten und Naturschutgebieten. Auf landwirtschaftlichen Flächen wolle sie die Anwendung an „strikte Auflagen“ binden, heißt es in der 100 Tage Bilanz der Ministerin. „Dass der Glyphosat-Absatz in Deutschland im letzten Jahr wieder deutlich zugenommen hat, zeigt deutlich, dass sich hier von alleine gar nichts löst“, kommentierte Harald Ebner, Gentechnik-Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, die Zahlen. Nach wie vor sei Glyphosat „ die Nummer eins unter den Ackergiften in Deutschland.“