Amtlicherseits galt Glyphosat bisher als ungefährlich für Bienen. „Unsere Arbeit hat gezeigt, dass das nicht stimmt“ sagen Wissenschaftler der Universität von Texas und fordern, die Richtlinien für die Anwendung des Herbizidwirkstoffs zu verschärfen. Drei grüne Europapolitiker haben eine Petition an Bundeslandwirtschfatsministerin Julia Klöckner lanciert. Deren klare Botschaft: Glyphosat schadet Bienen – jetzt muss das Herbizid erst recht vom Acker!
Die Wissenschaftler aus Texas haben nachgewiesen, dass Glyphosat die Darmflora von Bienen ändert und und sie dadurch anfälliger für Infektionen macht. Dazu fütterten sie sie die Bienen fünf Tage lang mit glyphosathaltigem Zuckersirup. Die Konzentrationen des Wirkstoffs entspreachen mit fünf und zehn Milligramm je Liter denen, die in der Umwelt vorkommen und denen Bienen beim Sammeln ausgesetzt seien, schrieben die Forscher. Auch die erlaubten Glyphosathöchstmengen für Getreide in Futter- und Lebensmitteln liegen übrigens in dieser Größenordnung. Die Wissenschaftler beobachteten, dass sich durch die Glyphosataufnahme die Zusammensetzung der Darmflora bei den Bienen deutlich änderte und ein als besonders nützlich angesehenes Bakterium drastisch reduziert wurde. Sie infizierten die Bienen mit einem in Bienestöcken weit verbreiteten Krankheitserreger und stellten fest, dass die Glyphosat-Bienen viermal häufiger an der Infektion starben als unbehandelte Bienen. Auch den Wirkmechanismus konnten sie erklären. Glyphosat blockiert in Pflanzen ein Enzym namens EPSPS, das für die Synthese bestimmter Aminosäuren benötigt wird. Dadurch welken die Pflanzen und sterben ab. Auch einige Darmbakterienarten brauchen dieses Enzym in ihrem Stoffwechsel und reagieren deshalb empfindlich auf Glyphosat. Da Hummeln ein vergleichbares Verdauungssystem haben wie Bienen, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass Glyphosat auch ihre Gesundheit beeinträchtigt.
Die Studie belege, dass die Anwendung von Glyphosat zum weltweiten Rückgang von Honig- und Wildbienen beitragen könnte, schrieb die Univerität von Texas in einer Mitteilung. Bereits im Juli erschien eine chinesische Studie, die zeigte, das Bienenlarven langsamer wuchsen und häufiger starben, wenn sie mit dem Futter Glyphosat erhielten. Schon länger bekannt ist, dass Glyphosat den Orientierungssinn von Bienen beeinträchtigt. Gegenüber der britischen Zeitung The Guardian sagte der Glyphosathersteller Bayer/Monsanto, Behauptungen, wonach Glyphosat Bienen schädige, seien schlichtweg falsch.
Die grünen Europaabgeordneten Sven Giegold und Martin Häusling nahmen die Studie zum Anlass, auf der Plattform change.org eine Petiton zu starten. Sie wendet sich an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und fordert von ihr „den Totalausstieg aus Glyphosat bis spätestens 2020.“ Sofortmaßnahmen, wie ein Verbot, Glyphosat vor der Ernte einzusetzen, sollen bis dahin die Bienen schützen. [lf]