Agro-Gentechnik: Auf dem Acker nichts Neues

Auch wenn sich die Diskussion vor allem um die Neue Gentechnik, um CRISPR/Cas und andere Methoden des Genome Editing dreht: Auf dem Acker wird sich so schnell nichts ändern. Denn die großen Gentechnik-Konzerne setzen nach wie vor auf Pflanzen, denen mit Hilfe der klassischen gentechnischen Verfahren Resistenzen gegen Herbizide und Schadinsekten eingebaut wurden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Gen-ethischen Netzwerkes (GeN), dessen Mitarbeiter Christof Potthof die Entwicklungs-Pipelines der wichtigsten Agrar-Konzerne analysiert hat.

Dabei stellte er einen klaren Trend fest: „Die Konzerne kombinieren verschiedene mit klassischen gentechnischen Methoden übertragene Eigenschaften in einer Pflanze.“ Dieses Stapeln von Genen – auf englisch stacked events – diene vor allem dazu, Pflanzen mit Toleranzen gegen mehrere Herbizide auszurüsten, schreibt Potthof: „In der Entwicklung sind gentechnisch veränderte Pflanzen, die das Ausbringen von bis zu fünf verschiedener solcher Mittel vertragen sollen.“ Denn immer mehr Beikräuter wurden unempfindlich gegen einzelne Herbizide wie Glyphosat und können nur noch mit Herbizidcocktails vom Acker gespritzt werden.

Auch Schadinsekten haben Resistenzen entwickelt – gegen die von Gentech-Pflanzen produzierten Bt-Toxine. Auch hier kombinieren die Konzerne Gene, damit ihre Pflanzen verschiedene Bt-Toxine produzieren und nicht nur eines. Aus der Sicht der Hersteller hätten diese Kombinationen einen weiteren Vorteil, schreibt Potthof: „Weiterer wesentlicher Anreiz für die Entwicklung und bevorzugte Vermarktung von Stacked Events ist, dass sie es den Konzernen ermöglichen, deutlich höhere Preise für das Saatgut zu verlangen.“

Ein Kapitel des Berichts befasst sich mit dürre-toleranten Gentech-Pflanzen, die allerdings in der Praxis kaum eine Rolle spielen. „Wiederholt zeigt sich, dass die gentechnischen Versuche, Trocken-Toleranz in Pflanzen zu übertragen, äußerst begrenzten Erfolg hatten“, schreibt Potthof: „Die einzige gentechnisch veränderte Pflanze mit einer Trocken-Toleranz, die sich weltweit im kommerziellen Anbau befindet, ist der Event MON87460“. Ob diese Mais-Linie von Monsanto tatsächlich Vorteile im Anbau bringe, sei jedoch umstritten. Vermarktet würden hingegen von Pioneer und Syngenta trocken-tolerante Mais-Sorten aus konventioneller Züchtung.

Der Bericht listet auch anderen Getreide- und Gemüsearten auf, bei denen in einzelnen Ländern der Anbau gentechnisch veränderter Sorten zugelassen ist, von der Kartoffel bis zum Speisekürbis. In den meisten Fällen werden die Zulassungen jedoch nicht oder nur in kleinem Umfang für den Anbau genutzt.

Die Tatsache, dass sich die Gentechnik-Diskussion derzeit vor allem um die mit neuen Gentechnik-Verfahren veränderten Pflanzen drehe, dürfe über eines nicht hinwegtäuschen, schreibt Potthof als Fazit: „Die allermeisten gentechnisch veränderten Pflanzen, die in den nächsten Jahren weltweit auf den Markt kommen werden, sind mit Methoden der klassischen Gentechnik verändert worden.“