Die Organisationen Testbiotech und Germanwatch haben einen Bericht vorgelegt, der die Umwelt- und Gesundheitsschäden des Sojaanbaus in Südamerika thematisiert. Sie monieren, dass es bis heute „keine umfassenden Erhebungen der tatsächlichen Schäden an Mensch und Umwelt“ gebe. Dabei würden zwei Drittel der Bohnen – rund 29 Millionen Tonnen – als Futtermittel in die EU importiert. Der größte Teil davon ist Gentechnik-Soja.
Die vorliegenden und von den Autoren des Berichts ausgewerteten Publikationen zeichnen ein deutliches Bild: Der Anbau von gentechnisch veränderten Sojabohnen in Südamerika sei mit einem „erschreckenden Ausmaß von Umweltschäden und schwerwiegenden Auswirkungen auf die Gesundheit der ländlichen Bevölkerung verbunden“, heißt es in dem Bericht. Der stetig wachsende Anbau gehe „mit massiven Verlusten und Schäden an den Ökosystemen (Urwäldern, Grasland und Feuchtgebieten) einher.“ Die Autoren thematisieren sowohl direkte Umwandlung intakter Ökosysteme in Sojafelder als auch „die durch den Sojaanbau ausgelöste Verdrängung der Viehhalter, die zum Teil ebenfalls in die Urwaldgebiete ausweichen.“ Die Ausbreitung des Sojaanbaus schädige jedoch nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch Wasserhaushalt und Klima. „Die im Ackerbau genutzten Pflanzen sind weniger als Bäume in der Lage, Regen mit den Wurzeln aufzunehmen und über Verdunstungsmechanismen wieder zur Wolkenbildung beizutragen“, erklären die Autoren. Weniger Wolken, weniger Regen. Gleichzeitig würden die Ackerböden schneller austrocknen als Wald oder Savanne und ihre Fruchtbarkeit leide unter dem dauernden Anbau der Sojabohnen und den Einsatz von Glyphosat.
Da die Unkräuter inzwischen zunehmend unempfindlich gegen den Wirkstoff werden, habe sich die Aufwandsmengen an Glyphosat pro Hektar mehr als verdoppelt. Zudem kämen immer mehr giftigere Pestizide wie das in der EU verbotene Paraquat zum Einsatz, heißt es in dem Bericht.
Diese Pestizide werden oft vom Flugzeug aus auf die riesigen Sojafelder gespritzt und vergiften dadurch auch die in den Nähe lebende Bevölkerung. Der Bericht stützt sich dabei auf die Beobachtungen von Ärzten, die in diesen Regionen seit langem praktizieren. Sie registrieren schon seit Jahren eine Anhäufung ungewöhnlicher Krankheitsfälle. „Vermehrt treten insbesondere auf: Symptome von Mangelernährung sowie geschwächter Immunabwehr, angeborene Fehlbildungen, DNA-Schädigungen, Fehlgeburten, psychische und neurologische Erkrankungen, Krebs, Hauterkrankungen, Allergien, Asthma und andere Atemwegserkrankungen, Störungen des Hormonhaushalts, kindliche Entwicklungsstörungen, multiple Sklerose und eine allgemein erhöhte Mortalitätsrate“, listet der Bericht auf. Er erwähnt auch Studien, die zeigen, dass Glyphosat nervengiftig bei Ratten wirkt und Missbildungen bei Amphibien hervorruft.
„Diese Produktionsprozesse sind völlig aus dem Ruder gelaufen“, lautet das Fazit von Christoph Then von Testbiotech über den Sojaanbau in Südamerika.