Biologische Kriegsführung mit Insekten und Gentech-Viren?

Die Forschungsbehörde DARPA des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums finanziert ein Forschungsprogramm, bei dem mit Hilfe von Insekten gentechnisch veränderte Viren freigesetzt werden sollen, die das Erbgut von Nutzpflanzen im Freiland verändern können. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie sowie der Universitäten Freiburg und Montpellier warnen, dass ein solches System relativ leicht manipuliert und als biologische Waffe eingesetzt werden könne.

Bereits Ende 2016 hat die DARPA das mit 23 Millionen Euro dotierte und auf vier Jahre angelegte Forschungsprogramm ausgeschrieben. Nach Angaben des Max-Planck-Instituts erforschen die beteiligten Wissenschaftler, ob sie die geneditierten Viren mithilfe von Grashüpfern, Blattläusen und Weißen Fliegen auf Mais und Tomaten übertragen können. Nach Aussagen des DARPA sollen die Erkenntnisse aus dem Programm in der Landwirtschaft eingesetzt werden, zum Beispiel um Nutzpflanzen vor Dürre, Frost, Überschwemmung, Pestiziden oder Krankheiten zu schützen und so im Krisenfall die Ernährungssicherheit der USA zu gewährleisten.

Für die Wissenschaftler aus Plön, Freiburg und Montpellier gibt es keine plausiblen Gründe, Insekten zur Verbreitung von Genmaterial einzusetzen. Sie kritisieren, dass die Erkenntnisse aus dem ‚Insect Allies’ genannten Programm relativ leicht abgewandelt und für die biologische Kriegsführung angepasst werden könnten. „So könnten Gene beispielsweise funktionsuntüchtig gemacht werden – was in der Regel leichter ist als ihre Optimierung. Das Verfahren muss also nicht einmal weiterentwickelt werden, es reicht aus, es zu vereinfachen, um es als Waffe einsetzen können“, sagt Guy Reeves vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie.

Die Wissenschaftler fordern eine „breite gesellschaftliche, wissenschaftliche und rechtliche Debatte“ über das Programm. Sie sehen darin einen möglichen Verstoß gegen das Übereinkommen über das Verbot biologischer Waffen. Im Fachmagazion Science haben sie nun ihre Bedenken öffentlich gemacht.