USA liefern mehr Sojabohnen in die EU

Anfang Januar verkündete die EU-Kommission, die Einfuhren von Sojabohnen aus den USA hätten im zweiten Halbjahr 2018 um 112 Prozent zugenommen, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Mit einem Anteil von 75 Prozent an den EU-Sojaimporten seien die USA zum wichtigsten Versorger der EU geworden. So ganz stimmt das allerdings nicht.

Die von der EU genannten Zahlen beziehen sich nur auf ganze, unverarbeitete Sojabohnen. Diese werden in der EU vermahlen, wobei etwa 20 Prozent Öl und 80 Prozent eiweißreicher Presskuchen, das Sojamehl, anfallen. Insgesamt importierte die EU im Erntejahr 2017/18 (bis 30.Juni 2018) 14,1 Millionen Tonnen Sojabohnen. Allerdings führte die EU 2017/18 zudem noch 18,8 Millionen Tonnen Sojamehl ein, den allergrößten Teil aus Argentinien und Brasilien. Die USA exportieren kaum Sojamehl, da die heimische Produktion von den dortigen Fleischerzeugern benötigt wird. Das relativiert die Bedeutung der USA als Versorger der EU mit eiweißreichen Futtermitteln deutlich.

Bestimmt war die Nachricht der EU-Kommission für US-Präsident Donald Trump. EU-Kommissions-Chef Jean Claude Juncker hatte ihm im Juli 2018 eine Steigerung der Soja-Importe zugesagt, um die Handelsstreitigkeiten zu entschärfen. Versprechen eingehalten, sollte die Botschaft aus Brüssel lauten. Doch dass sich die Soja-Importe hin zu US-Bohnen verschoben haben, ist kein Verdienst einer aktiven EU-Politik, sondern ein Reagieren auf Preise. Durch den Handelskrieg mit China brach den US-Landwirten ihr Hauptabsatzmarkt für Soja weg. Dadurch verfielen die Preise für US-Bohnen drastisch; das machte sie für die europäische Futtermittelindustrie interessant. Inzwischen wurden auch die brasilianischen Bohnen billiger. Der Preisunterschied war nach Angaben der EU zum Jahreswechsel nur noch gering. China musste den Wegfall der USA ersetzen und bezog im zweiten Halbjahr Soja vor allem aus Brasilien, das so zum Nutznießer des US-chinesischen Handelsstreits wurde.

Der gestiegene Absatz an Sojabohnen in die EU reicht bei weitem nicht aus, um den Wegfall des chinesischen Marktes zu ersetzen. Nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums USDA lieferten die USA 2018 (bis Ende November) 584.000 Tonnen Sojabohnen nach China. Im Jahr davor waren es 20,7 Millionen Tonnen. Durch diesen Einbruch sank der gesamte Sojaexport der USA (trotz EU-Anstieg) von 36 auf 24 Millionen Tonnen. Die Lager sind also voll, was weiter auf die Preise drücken dürfte.

Das alles betrifft gentechnisch veränderte Sojabohnen. Gentechnikfreies Soja kommt weiterhin vor allem aus Brasilien in die EU und wird zunehmend auch innerhalb der EU erzeugt. Die EU-Anbaufläche hat sich seit 2013 verdoppelt; 2018 ernteten die EU-Landwirte 2,8 Millionen Tonnen Soja, vor allem in Rumänien, Frankreich und Italien, heißt es in einem Bericht der EU.