Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat sich in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe für genverändertes Saatgut auf dem Acker ausgesprochen. „Ich setze allerdings große Hoffnungen auf neue Züchtungsmethoden“, sagte die Ministerin: „Mit dem Crispr-Verfahren – der sogenannten Gen-Schere – kann man das Erbgut von Pflanzen gezielter und schneller positiv beeinflussen, als das durch klassische Züchtung geht.“ Auf den Einwand der Interviewer, dass der Europäische Gerichtshof Crispr als Gentechnik einstufe, antwortete die Ministerin: „Damit müssen wir umgehen“, und verwies auf den Hunger in der Welt als weiteres Argument für neue gentechnische Verfahren. Der Biobauer und grüne Europaparlamentarier Martin Häusling warf Ministerin Klöckner auf Twitte vor, „die Nebelkerze der Gentech-Industrie“ zu verbreiten.
Auch die EU-Kommission will das Gentechnikrecht zugunsten von Crispr&Co ändern. Die „neuen Pflanzenzüchtungstechniken“ bräuchten eine neue EU-Gesetzgebung, die die neuesten fortschrittlichen Technologien berücksichtige, sagte EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis gegenüber Euractiv.com. Die Kommission untersuche derzeit das Urteil und diskutiere mit den Mitgliedstaaten über dessen Umsetzung. Andriukaitis fügte hinzu, dass eine umfassende öffentliche Debatte über das Thema notwendig sei, da es höchste Zeit sei, dass Europa neue Pflanzenzüchtungstechniken destigmatisiere. Die öffentliche Meinung solle sich auf die Wissenschaft verlassen, werde aber von „speziellen Akteuren“ manipuliert, sagte der Kommissar.
Der sozialdemokratische EU-Abgeordnete und Agrarpolitiker Paolo De Castro sagte Euractiv: „Das nächste Parlament wird bald feststellen, dass nach dem Urteil des EuGH eine erneute Gesetzgebung zu diesem Thema erforderlich sein wird“. Die genetische Veränderung sei eine entscheidende Innovation, da sie dazu beitragen könnte, den Einsatz von Pestiziden einzudämmen, fügte er hinzu. „Ein großer Teil unserer Hoffnungen auf landwirtschaftliche Innovationen kommt aus der Genetik, deshalb muss die EU das durch das EuGH-Urteil verursachte Problem lösen“, erklärte der Abgeordnete, der allerdings nicht mehr für das EU-Parlament kandidieren wird.