Die PR-Agentur FleishmanHillard hat nicht nur in Frankreich Listen mit Politikern, Journalisten und Wissenschaftlern über deren Haltung zu Glyphosat angelegt. Auch in Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Spanien und dem Vereinigten Königreich wurden solche Listen erstellt. Eine weitere Liste gebe im Zusammenhang mit EU-Institutionen, teilte Bayer mit. Der Konzern hat die Anwaltskanzlei Sidley Austin beauftragt, nach Listen in weiteren Ländern zu suchen. Die Kanzlei soll auch die bereits gefundenen Listen und die darin aufgeführten Daten analysieren. „Danach wird die Kanzlei die auf den Listen verzeichneten Personen in Übereinstimmung mit den geltenden Datenschutzgesetzen proaktiv kontaktieren und sie genau informieren, um welche Daten es sich handelt“, versprach der Konzern. Bayer teilte zudem mit, dass der Konzern die Zusammenarbeit mit FleishmanHillard in den Bereichen Kommunikation und Lobbyarbeit „bis auf Weiteres“ beendet habe. „Bei allen laufenden Aktivitäten prüft Bayer die vertraglichen Möglichkeiten für einen baldmöglichen Ausstieg.“ Projekte im Bereich Marketing seien von dieser Entscheidung ausgenommen.
Deutsche Umwelt- und Verbraucherverbände haben die vollständige Information aller Betroffenen auf diesen Listen noch vor der Europawahl gefordert. „Bayers Listen enthalten wohl auch Monsanto-kritische Politiker*innen. Wir müssen jetzt wissen: Welchen Kandidat*innen für die Europawahl wurde dadurch gezielt geschadet? Die Fakten müssen noch vor dem Wahlsonntag auf den Tisch“, erklärte Maritta Strasser, Geschäftsführerin der Naturfreunde Deutschlands. Olaf Brandt, Bundesgeschäftsführer Politik des BUND wertete die Datensammlung als ein weiteres Zeichen dafür, dass die kritische Zivilgesellschaft immer stärker unter Druck gerate, „weil die Mächtigen der Welt ihre zerstörerischen Geschäftsmodelle beibehalten wollen”.