2009 werden erstmals weniger US-Farmer als im Vorjahr Gen-Soja anbauen. Das meldete der monatliche Newsletter The Organic & Non-GMO Report. Das Fachblatt schätzt, dass der Gensoja-Anteil von 92 Prozent 2008 auf 90 Prozent in 2009 fallen dürfte. Als Beleg zitiert es Getreidehändler, Sojazüchter und Marktbeobachter.
Sie alle berichten von einer massiv steigenden Nachfrage der Verarbeiter und Händler nach gentechnikfreiem Soja, insbesondere in Lebensmittelqualität. Das führe zu entsprechend hohen Premiumpreisen. Während für das Bushel (35 Liter) Gen-Soja 9 US-Dollar gezahlt würden, gebe es für gentechnikfreie Sorten einen Dollar und mehr Aufschlag. In einem Fall war sogar von 2,75 Dollar für einen gentechnikfreien Vertragsanbau die Rede. Aufgrund dieser Aufschläge würden auch Bauern wieder gentechnikfrei arbeiten, die über Jahre hinweg Gen-Soja angebaut hatten.
Erleichtert wird ihnen das durch erhebliche Verteuerungen. Monsanto hat den Preis für einen Sack Saatgut von 35 auf 50 Dollar heraufgesetzt. Die Kosten für das dazu passende Monsanto-Pestizid Round up stiegen von 15 auf 50 Dollar je Gallone. Diese Preissteigerungen mache den gentechnikfreien Anbau zu einer interessanten Alternative, sagten die Experten dem Newsletter.
Die steigende Nachfrage der Farmer führt dazu, dass gentechnikfreies Saatgut zumindest bei Hochertragssorten knapp werden. Denn die Saatgutfirmen in den USA hatten in den letzten Jahren nur noch in Gentech-Saatgut investiert und viele gentechnikfreie Produktionen auslaufen lassen. Noch gebe es aber bei einigen Privaten Anbietern und vielen Universitäten gute Sorten, schreibt The Organic & Non-GMO Report.
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Gentechnikfreie Kampagne: Molkerei Campina startet TV-Spots
Mit einer groß angelegten Kampagne startet die Großmolkerei Campina die Werbung für ihre gentechnikfreie Landliebe-Milch. Bereits seit Oktober 2008 verkauft das Unternehmen Frisch- und H-Milch mit dem Stempel „Ohne Gentechnik“. Jetzt sollen Werbespots in reichweitenstarken TV-Sendern die Produkte bekannter machen.
Dabei wirbt Campina nicht nur mit gentechnikfreiem Futter. Das Konzept heißt „traditionelle Fütterung“. Es beinhaltet, dass die Tiere nur noch Futterpflanzen erhalten, die in Deutschland heimisch sind oder aus den angrenzenden Nachbarländern stammen. Neben dem selbst angebauten Raufutter werden Lupinen, Raps, Ackerbohnen, Erbsen und Getreide verfüttert. „Futterkomponenten aus Übersee sind dagegen ausgeschlossen“, versichert Campina.
Der Werbespot und die Kampagnenseite vermitteln das Bild einer traditionellen artgerechten Tierhaltung. Im Film wird ein eher extensiv wirtschaftender Betrieb vorgestellt. In der Presseinfo heißt es, die Betriebe hätten meist zwischen 40 und 60 Kühe. „Diese werden in artgerechten hellen Boxen-Laufställen gehalten. Andere Stallhaltungsformen sind nur in Kombination mit Weidegang zulässig.“ Eigene Mitarbeiter und externe Kontrolleure sollen sicherstellen, dass die Vorgaben des Konzepts eingehalten werden.
Für den Werbespot standen Landliebe-Bäuerinnen und -Bauern vor der Kamera. Die Marke Landliebe stehe für Regionalität und Authentizität, zitierte die Marketing-Zeitschrift Horizonte Michael Feller, den Chef von Campina in Deutschland. „Wer anders als unsere Milcherzeuger könnte den Verbraucher besser von der Nachhaltigkeit dieser traditionellen Fütterung überzeugen?“ Gentechnik-Kritiker Benny Härlin schreibt in seinem Blog über den Spot: „Soviel Idylle stellt selbst Krombacher-gestählte Nerven auf eine harte Probe für die gute Sache: ‚Das tut nicht nur unseren Kühen gut, sondern auch Ihnen’. Hoffentlich auch den Bauern und ihrem Milchpreis – einen Cent zusätzlich pro Liter bekommen sie nach Angaben von Campina für die traditionelle Fütterung und ihren erhöhten Aufwand.“
Erfolgreiche Kampagne: Deutschland stimmt in der EU für Genmais-Verbote
Österreich und Ungarn dürfen auch künftig den Anbau von Genmais verbieten. Das entschieden die EU-Umweltminister mit der nötigen Zweidrittelmehrheit. Damit ist die EU-Kommission zum dritten Mal mit dem Versuch gescheitert, die Anbauverbote zu kippen. Deutschland hatte zugunsten von Österreich und Ungarn gestimmt und damit den Ausschlag gegeben.
Mit Ausnahme von Finnland, Estland, Großbritannien, der Niederlande und Schweden votierten alle Staaten gegen die Pläne der EU-Kommission. Eine derart breite Unterstützung galt noch vor wenigen Tagen als unwahrscheinlich. Doch europaweit hatten Gentechnik-Kritiker die Minister mit Appellen und Protest-Mails überhäuft. Allein im Rahmen der Aktion Gentechnik-Alarm des Informationsdienstes Gentechnik hatten 15.000 Menschen an die Minister Gabriel und Aigner geschrieben. Österreichs Umweltminister Niki Berlakovich freute sich: „Es ist für mich so, als ob Österreich Fußball-Europameister geworden wäre.“,
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel sagte, es sei nicht einzusehen, warum die EU die Bürger gegen sich aufbringen sollte, nur um den Interessen eines US-Konzerns zu dienen. Zudem habe er Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner den Rücken stärken wollen in der Debatte über Genmais. „Ich kann mir nicht vorstellen, über gentechnikfreie Zonen zu reden, aber gentechnikfreie Länder nicht zuzulassen.“
Damit hat Gabriel den Druck auf seine Ministerkollegin erhöht. Deren Beamte hatten sich eine Woche zuvor bei der Abstimmung über die Zulassung zweier neuer Genmaissorten für den Anbau der Stimme enthalten. Die Minsterin begründete dies mit der gentechnikfreundlichen Haltung von Forschungs- und Wirtschaftsministerium, die man habe berücksichtigen müssen. In einigen Wochen haben die Agrarminister der EU das Thema auf der Tagesordnung. In Deutschland dagegen hatte die Ministerin angekündigt, die Zulassung für den bereits erlaubten Genmais MON 810 zu überprüfen. „Landwirtschaftministerin Ilse Aigner muss jetzt mit ihrer Ankündigung Ernst machen und die nötigen Schritte zum Verbot des Anbaus von MON 810 auch in Deutschland unternehmen.“, kommentierte Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) „Das darf aber nicht nach der Seehofer-Methode erfolgen, sondern muss rechtzeitig vor der Aussaat geschehen!“ Der damalige Landwirtschaftsminister Horst Seehofer hatte 2007 den Anbau kurzzeitig untersagt, was allerdings wirkungslos blieb, da das Verbot erst kurz nach der Aussaat erfolgte.
Gen-Mais: Verunreinigte Vielfalt in Mexiko
Mexiko ist die Wiege des Maisanbaus und das Land mit der größten Vielfalt an Mais-Sorten. Obwohl der Anbau von Gen-Mais dort seit 1998 verboten ist, haben Wissenschaftler dort Erbgut von gentechnisch veränderten Maissorten gefunden.
Das Team um die Molekularbiologin Elena Alvarez-Buylla von der Universität von Mexiko-Stadt untersuchte fast 2000 Proben aus der Region Sierra Juarez. Etwa ein Prozent davon enthielt Erbgut-Sequenzen, die nur in gentechnisch veränderten Maissorten vorkommen.
Dass die fremden Gene aus den USA nach Mexiko geflogen sind, ist unwahrscheinlich, da Maispollen schwer sind und nur 24 Stunden lang fruchtbar. Stephanie Töwe, Gentechnikexpertin bei Greenpeace, vermutet, dass die Verunreinigungen aus Gen-Mais stammen, der in mexikanischen Supermärkten als Nahrungsmittel verkauft wird. Denn während der Anbau verboten ist, hat Mexiko den Import genmanipulierter Maissorten erlaubt. Das Land führt jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen davon aus den USA ein. Eine weitere Erklärung wäre, dass Bauern in Mexiko den aus den USA stammenden Gen-Mais illegal anbauen und es dadurch zu Verunreinigungen anderer Maissorten kommt.
Bereits 2001 hatten zwei amerikanische Forscher Maisproben aus Mexiko untersucht und fanden darin Erbgut von Gen-Mais, wie er auf Millionen Hektar in den USA angebaut wird. Die damals in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie wurde von der Gentechnik-Lobby massiv unter Beschuss genommen. Die neuen Funde werden die alte Debatte wieder anheizen, schreibt Nature.
57.000 Einwendungen: Massenprotest gegen Cholera-Kartoffeln
Das Umweltinstitut München hat dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mehr als 57.000 Einwendungen gegen ein geplantes Experiment mit Pharma-Kartoffeln übergeben. Die Universität Rostock will die genmanipulierten Pflanzen von 2009 bis 2012 in Üplingen (Sachsen-Anhalt) und Thulendorf (Mecklenburg-Vorpommern) anbauen.
Die Gen-Kartoffeln sollen einen Impfstoff und ein Impfstoffhilfsmittel gegen die Kaninchenseuche RHD bzw. gegen die Cholera produzieren. Eine dritte Linie der genmanipulierten Kartoffeln bildet den plastikähnlichen Stoff Cyanophycin. Das Umweltinstitut München forderte das BVL als Genehmigungsbehörde sowie die zuständige Landwirtschaftsministerin Aigner (CSU) auf, den Antrag der Universität Rostock abzulehnen und den Anbau von Pharma-Pflanzen auf Dauer zu verbieten.
Nach Ansicht von Andreas Bauer, Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München, hätte die Genehmigung des Experiments unvorhersehbare Konsequenzen für die Umwelt. Eine Kontamination benachbarter Kartoffelfelder und damit das Eindringen von Pharmazeutika produzierenden Pflanzen in die Lebensmittelkette sei nicht ausgeschlossen, zumal die Universität Rostock nur 20 Meter Abstand zu angrenzenden Feldern einhalten will. „Eine Produktion von Arzneimitteln darf es auf dem Acker nicht geben, denn die Kontrolle von Gen-Pflanzen ist im Freiland nicht möglich,“ argumentiert Bauer.
Sollte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner den Anbau der hochriskanten Pharma-Pflanzen genehmigen, wäre nach Ansicht des Umweltinstituts die gentechnikkritische Haltung der CSU als Nebelkerze für den Europawahlkampf entlarvt. Das Aigner unterstehende BVL hat mit der Cholera-Kartoffel keine Probleme. Bereits 2006 hatte die Behörde erste Anbauversuche mit der manipulierten Knolle genehmigt